
Glettler: "Ostern ist mehr als eine Brauchtumswoche"
Gut besuchte Prozessionen und Gottesdienste zeigen, dass kirchliche Traditionen weiter Bedeutung haben. Ostern sei aber mehr als eine "Brauchtumswoche", wie der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler im Interview mit der "Krone" (14. April) betonte. Brauchtum habe eine stützende Wirkung und eine kulturprägende Aufgabe, aber das Herzstück des österlichen Glaubens sei die Auferstehung Jesu, aus der eine "trotzige Hoffnung" hervorgehe, "dass das Böse nicht das letzte Wort hat".
Ostern sei daher auch mehr als "ein bunter Dekor über eine traurige, graue Suppe von Sorgen und Belastungen" und biete vielmehr "einen Durchbruch zu einer neuen Zuversicht", so der Bischof weiter. Das gemeinsame Feiern der österlichen Gottesdienste schenke Kraft, was viele Menschen vergessen hätten. Dennoch: "Ich merke bei Gottesdiensten zu hohen kirchlichen Festtagen, dass die Leute sehr wohl gut zuhören und froh sind, wenn sie etwas mitnehmen können, was für ihr Leben Sinn stiftet", erklärte Glettler. Gerade in Zeiten der multiplen Verunsicherung seien viele dankbar, dass für sie "eine Sinnspur gelegt wird".
Über die Heilige Woche hinaus schenkten auch das Heilige Jahr und Initiativen in den Pfarren Hoffnung. Das Motto "Pilgerschaft der Hoffnung" stoße auf große Resonanz. In der Diözese Innsbruck startet nach Ostern die österreichweite Gesprächsreihe "Runde und eckige Tische", die Menschen unterschiedlicher Lebenserfahrung, Glaubensüberzeugung und Kultur zusammenbringen soll, um das Zuhören zu üben. "Gespräche sind fruchtlos, wenn wir innerlich schon aufmunitionieren, während der andere noch reden. Wer zuhört, wird einen gemeinsamen Weg finden", so Glettler über das Projekt.
Aktuelle Diskussionen über die Nachfolge Schönborns kommentierte Glettler, der als einer der Favoriten gehandelt wird, knapp: Er hoffe zeitnah auf eine "gute Lösung", wolle aber keine "Spekulationen befeuern": "Ich versuche unabhängig davon, meinen Dienst als Bischof von Innsbruck so gut es geht zu machen. Ich bin gerne in Tirol und würde ungern von hier weggehen", sagte Glettler einmal mehr.
Auch über einen möglichen Rücktritt von Papst Franziskus wollte Glettler nicht spekulieren. Die Möglichkeit einer Emeritierung bestehe: "Ich bin überzeugt, dass Papst Franziskus genau entscheiden kann, welche Option er wählen will." Er sei "sehr fasziniert" von der Widerstandskraft des Papstes und seiner Kraft, "sich nach einer so schweren Erkrankung aufzurichten und wieder so eine Begeisterung auszustrahlen".
Quelle: kathpress