
Neuer Grazer Weihbischof zum Zölibat: Kirche wird sich bewegen müssen
Der neue Grazer Weihbischof Johannes Freitag zeigt sich überzeugt, dass sich die Kirche in Fragen des Zölibats bewegen und ihre Position verändern wird. Er habe da seit seiner Priesterweihe eine klare Position, von der er auch nicht abrücken werde: "Ich bin für eine Freiwilligkeit", so Freitag in einem Interview mit der "Kronenzeitung" am Sonntag. Die ersten tausend Jahre Kirchengeschichte ohne den Zölibat seien keine schlechteren gewesen als die letzten tausend Jahre. "Kirche wird sich da bewegen und wird sich auch bewegen müssen."
Er persönlich habe sich bewusst für den Zölibat entschieden und empfinde ihn als "Reichtum". Umgekehrt empfände er es aber "auch als Reichtum, wenn man sich freiwillig entscheiden könnte, ob man Priester in einer Partnerschaft oder Beziehung sein möchte oder nicht", so Freitag.
Bewegung erhofft er auch im Blick auf die Rolle von Frauen in der Kirche. Insgesamt gebe es im Christentum "keine Abwertung der Frauen" - aber gewiss werde die Kirche um eine Neubewertung in der Frage der Ämter nicht herumkommen. "Wir tun das uns Mögliche, dass es zu einer Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche kommt", so der neue Weihbischof und Bischofsvikar für Synodalität; diese Ernennung erfülle ihn mit Stolz, es sei eine "tolle Aufgabe", Kirche als Gemeinschaft "und nicht mehr als hierarchische Pyramide" zu verstehen.
Nichts hält Freitag außerdem davon, Menschen zu maßregeln, wenn sie nicht oder nur selten Gottesdienste besuchen. "Den Grad der Zugehörigkeit bestimmt der Einzelne. Ich brauche nicht Richter sein, ich brauche nicht zu urteilen." Vielmehr gelte es, die Schönheit des Glaubens auch in den Gottesdiensten neu auszustrahlen: "Unsere Gottesdienste müssen Quellen sein, die uns strahlen lassen. Es muss Licht werden."
Johannes Freitag wurde am 31. Jänner 2025 zum neuen Weihbischof für die Diözese Graz-Seckau ernannt. Seine Weihe findet am 1. Mai im Grazer Dom statt. Bislang war er Leiter des Seelsorgeraums Eisenstraße, Militäroberkurat und Diözesaner Beauftragter für Rundfunkgottesdienste. Freitag wurde 1972 in Knittelfeld geboren. Nach der Matura in Graz trat er 1992 ins Priesterseminar der Diözese Graz-Seckau ein und begann das Studium der Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz. Am 12. Dezember 1999 wurde er im Grazer Dom zum Diakon und am 25. Juni 2000 ebenso im Dom zum Priester geweiht.
Quelle: kathpress