
Caritas prangert Missachtung des humanitären Völkerrechts in Gaza an
Nach dem Ende der Waffenruhe im Gazastreifen und fortgesetzten Operationen durch das israelische Militär hat die Österreichs Caritas ihre Forderung nach sofortiger Wiederherstellung der Waffenruhe und der Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen erneuert. "Die Welt schaut zu, wie im Gazastreifen das humanitäre Völkerrecht mit Füßen getreten wird, wir sehen hier eine völlige Missachtung der humanitären Grundprinzipien", so Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich, in einer Aussendung am Freitag.
Kinder und humanitäre Helfer würden getötet, Krankentransporte und Spitäler angegriffen, Hilfslieferungen nicht zur hungernden Zivilbevölkerung vorgelassen. "Das ist absolut nicht hinnehmbar und muss sofort aufhören!", forderte Bodmann. Humanitäre Hilfe müsse ungehindert in den Gazastreifen gelangen, Helfer und Zivilbevölkerung müssten von beiden Konfliktparteien geschützt und ausnahmslos alle Geiseln müssen freigelassen werden.
Seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe und der Wiederaufnahme der Bombardierungen und Bodenoperationen durch das israelische Militär seien jeden Tag im Schnitt 100 Kinder getötet oder verstümmelt worden, so Bodmann. "Das sind Kinder, die von ihren Wohnorten vertrieben wurden und Zuflucht in Notunterkünften gesucht haben."
Nach fast 18 Monaten Krieg zwischen der Terrororganisation Hamas und der israelischen Regierung wurden laut Caritas-Berichten mehr als 15.000 Kinder getötet und über 34.000 verletzt. Fast eine Million Kinder sei wiederholt vertrieben und ihres Rechts auf Grundversorgung beraubt worden. "Das sind Zahlen, die einen ohnmächtig zurücklassen. Jedes tote Kind ist ein Kind zu viel, und zwar ganz egal in welchem Krieg auf dieser Welt", so Bodmann.
Humanitäre Helfer als Zielscheibe
Laut Caritas gab es seit Jahresbeginn 64 Attacken auf humanitäre Helfende, 22 Angriffe erfolgten allein in den besetzten palästinensischen Gebieten. 42 humanitäre Helfer wurden seit Beginn des Jahres getötet. "Wie kann es sein, dass humanitäre Helfer*innen im Einsatz für andere Menschen getötet werden? Wo bleibt hier das humanitäre Völkerrecht, das den Schutz von Helfenden garantiert? Ein weiteres Beispiel völlig inakzeptabler Vorfälle, das internationale Proteste und Handlungen nach sich ziehen sollte", mahnte der Caritas-Österreich-Vizepräsident.
Die israelische Regierung habe seit über einem Monat keine humanitären Hilfsgüter mehr in den Gazastreifen gelassen. Die Situation der Zivilbevölkerung verschlechtere sich dadurch drastisch, erklärte Bodmann: "Humanitäre Hilfe darf nicht als Mittel im Krieg eingesetzt werden."
Katastrophale Versorgungslage
Laut Berichten von Caritas-Partnern vor Ort seien die Hilfsgüter fast aufgebraucht. Die Preise für Nahrungsmittel würden steigen, die Trinkwasserproduktion sei besorgniserregend niedrig, da die Stromzufuhr zur Entsalzungsanlage unterbrochen worden sei. Die während der Waffenruhe erreichten Fortschritte seien wieder zunichte gemacht worden, so Bodmann, und rund 91 Prozent der Bevölkerung seien von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.
Die Caritas Österreich unterstützt die laufenden Aktivitäten in Gaza durch Caritas Jerusalem und CRS (Catholic Relief Services) den Angaben zufolge mit einem Gesamtbeitrag von 320.000 Euro. Die Caritas-Partner leisten Bargeldhilfe, liefern Hilfsgüter, medizinische Versorgung, Materialien für Unterkünfte und Winterausrüstung wie Decken, Matratzen, Zelte und Planen. Die Bargeldhilfe erreicht laut Caritas 179.214 Personen. Zudem werden Notunterkünfte für Vertriebene, Nahrungsmittel und Hygieneartikel zur Verfügung gestellt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Hilfe sei zudem psychosoziale Unterstützung.
(Caritas-Spendenkonto: Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Nahost-Konflikt, Online-Spenden: www.caritas.at/nahost-konflikt)
Quelle: kathpress