
Priester: Heiliges Jahr 2025 hilft bei Neuausrichtung des Lebens
Das kirchliche Jubiläumsjahr 2025 ist nach der Intention von Papst Franziskus eine Chance für alle Menschen - ob katholisch oder nicht - eine einschneidende positive Lebensveränderung vorzunehmen und Gott näher zu kommen: Das hat der Wiener Ordensmann P. Florian Parth, einer der insgesamt sieben "Missionare der Barmherzigkeit" Österreichs, am Freitag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress dargelegt. "Ein Heiliges Jahr ist nicht Folklore. Erst wer sich ein wenig mehr damit beschäftigt, versteht, dass es sich um ein großes Geschenk handelt."
Er selbst sieht das Heilige Jahr als "Schub an Barmherzigkeit, die Gott gewährt", sagte Parth, der das Jubiläum seit Jahresbeginn in Vorträgen, Einkehrtagen auf Einladung von Pfarren oder auch bei Gottesdiensten bewirbt. "In jeder Predigt komme ich darauf zu sprechen", so der Pfarrer von Wien-Altlerchenfeld. In Österreich nähme das Bewusstsein für das Heilige Jahr allmählich zu. Dazu tragen verschiedene Glaubensinitiativen ebenso bei wie die "Jubiläumskirchen" quer durchs Land und auch die Rom-Pilgerfahrten, die auch von allen Diözesen zumeist in Begleitung ihrer Bischöfe organisiert werden.
Ziel des Jubiläums sei, "zum 'Pilger der Hoffnung' zu werden für die Menschen der eigenen Umgebung", betonte Parth. Dies geschehe durch liebevollen Dienst an anderen, von der kirchlichen Tradition in den "Werken der Barmherzigkeit" ausformuliert. Katholiken wie auch Andersgläubige seien eingeladen, sich dazu die Frage "woher nehme ich Hoffnung?" zu stellen - und in Jesus Christus "die bleibende Hoffnung, die auch dann trägt, wenn alles wegfällt, was in der Welt Hoffnung geben könnte" zu entdecken. Das Heilige Jahr solle nach dem Wunsch des Papstes Anlass sein, um Christus zu begegnen und die Beziehung zu ihm zu stärken.
Folgen des Schwarzfahrens
Zu den zentralen Elementen des Heiligen Jahres gehört erstens das Pilgern zu den Heiligen Pforten in den römischen Papst-Basiliken oder alternativ zu einer Jubiläumskirche in den Diözesen. Der dafür betriebene Aufwand als auch die dabei erlebbare Gemeinschaft "motivieren, den Glauben ernster zu nehmen, denn es geht ja um Umkehr", sagte Parth. Als Belohnung verspreche die Kirche, sofern die weiteren Bedingungen wie gültige Beichte, Abkehr von Sünden, gläubiger Empfang der Eucharistie und Gebet für den Papst erfüllt sind, die Vergebung von Sündenstrafen, den "vollkommenen Ablass".
Der Begriff brauche heute Übersetzung, räumte der Lazaristenpater ein und erläuterte es am Beispiel des Schwarzfahrens. "Bin ich in der Straßenbahn ohne Ticket unterwegs, hat das immer Konsequenzen. Werde ich erwischt, blamiere ich mich und muss Strafe zahlen. Doch auch wenn ich nicht erwischt werde, trägt jemand anderer die Kosten - nämlich die Allgemeinheit. Gäbe es nur Schwarzfahrer, müssten die Verkehrsbetriebe schließen." Ebenso habe Sünde auch dann Folgen, wenn sie in der Beichte schon vergeben wurde. Der Ablass tilge die Strafe dafür - "er befreit mich von den Folgen".
Geschenkgutschein für den Himmel
Basis dieses Konzepts ist das katholische Verständnis vom "Fegefeuer" als jene reinigende Instanz, in der die Seele des Menschen nach dem Tod für die Folgen seiner Verstöße gegen Gebote Gottes oder auch für die Unterlassung guter Taten Buße leistet. Es geht zurück auf die biblische Offenbarung des Johannes (Apokalypse), wonach "nichts Unreines [in den Himmel] hineinkommen wird" (21,27) und Läuterung bedarf. Diese kann durch einen Ablass abgekürzt werden. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für bereits Verstorbene kann ein Ablass erbeten werden - "was Papst Franziskus stets als großes Werk der Barmherzigkeit bezeichnet", wie Parth unterstrich.
Völlig selbstlos sei eine Ablass-Bitte für Verstorbene dennoch nicht, befand der Priester. "Helfe ich einer Seele, in den Himmel zu kommen, kann ich hoffen, dass sie dann dafür beten wird, dass ich meinen Alltag bestehe." Parth selbst sah dies durch seinen Großonkel bestätigt, der schon in frühem Kindesalter die Mutter verlor. Als 13-Jähriger nahm er dann - auch damals in einem "Heiligen Jahr" - an einer Volksmission in der Nachbarpfarre teil, um für die Mutter einen Ablass zu gewinnen. Direkt am Nachhauseweg habe er dann den Ruf zum Priestertum verspürt. Parth: "Der Großonkel erzählte zeitlebens, dass seine Mutter ihm die Berufung zum Priester erbeten habe."
Mission Vergebung
Die Kirche richtet 2025 folglich den Fokus auch auf die Beichte. Entgegen aller Klage, dieses Sakrament werde nicht mehr nachgefragt, beobachtet Parth sehr wohl Zulauf. "In Beichtkirchen wie etwa im Wiener Stephansdom gibt es ein solches Angebot für alle, die wollen, und es kommen Menschen aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten, die regelmäßig beichten. Auch viele Jüngere entdecken das Sakrament der Versöhnung wieder für sich." Die Fasten- und Osterzeit mit der traditionellen "Osterbeichte" gilt dabei als Höhepunkt, viele Pfarren bieten dafür eigene Bußgottesdienste und "Abende der Barmherzigkeit" an.
Die "Missionare der Barmherzigkeit" wurden von Papst Franziskus beim außerordentlichen "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" 2016 eingesetzt, als Beichtväter mit erweiterten Vollmachten zur Sündenvergebung. Das Mandat dieser derzeit 1.258 Priester weltweit wurde seither nie beendet, vielmehr gab es mehrere Treffen und auf Initiative des Papstes am vergangenen letzten Märzwochenende auch ein eigenes dreitägiges "Jubiläum der Missionare der Barmherzigkeit" in Rom. Unter den 500 anwesenden Priestern aus aller Welt waren dazu auch P. Parth und einige weitere Österreicher angereist.
Quelle: kathpress