
"Leben ist stärker als Tod"
Schönborn zu 80 Jahre Dombrand
"Leben ist stärker als Tod"
Schönborn zu 80 Jahre Dombrand
Vor 80 Jahren - vom 11. bis 13. April 1945 - brannte der Wiener Stephansdom. Die "Wunden der Zerstörung" seien bis heute im Volksmund "Steffl" genannten Wahrzeichen sichtbar, betont der emeritierte Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn in seiner wöchentlichen Kolumne "Antworten" in der Tageszeitung "Heute" (Freitagsausgabe). Dass das österreichweite Wahrzeichen so schnell wieder aufgebaut werden konnte, verglich Schönborn mit Ostern, dem Fest der Auferstehung: "Der Dom sagt mir: das Leben ist stärker als der Tod."
Trotz der schwierigen Umstände der Nachkriegszeit hätte der Stephansdom seine Auferstehung erlebt, so der Kardinal, der an den damaligen Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) erinnerte, der im Arbeitsgewand in den Ruinen gesagt haben soll "Dann bauen wir ihn wieder auf!".
"Gerne blicke ich vorne im Dom zum Gewölbe hinauf. Deutlich ist sichtbar, wo es eingestürzt war", erinnert der Kardinal an die Folgen des Brands: "Die Pummerin, die größte Glocke, krachte zu Boden und zerbrach. Ein Teil des Gewölbes war eingestürzt. Die alten Fotos lassen ahnen, wie elend der ausgebrannte 'Steffl' aussah."
Schönborn zog auch eine Parallele zwischen dem Brand von Notre-Dame in Paris, der in nur fünf Jahren wiederhergestellt worden ist und dem Brand des Stephansdoms 1945 gegen Kriegsende: "Wie ist es den Menschen in Wien ergangen, als vor 80 Jahren, am 12. April 1945, unser Stephansdom in Flammen stand? Noch war der Krieg nicht zu Ende. Schießen, Bomben, Feuer überall. Es war wohl Funkenflug, der den riesigen hölzernen Dachstuhl, groß wie ein ganzer Wald, in Brand setzte." Das Löschen des Wiener Doms sei nicht denkbar gewesen, denn: "Die Wasserleitungen waren zerstört."
Dombrand infolge von Kampfhandlungen
Der Stephansdom wurde infolge eines Brandes, der am Abend des 11. April 1945 ausbrach, schwer beschädigt. In der Folge stürzte am 12. April die Pummerin zu Boden, am 13. brachen Gewölbedecken ein. Die Pummerin war und ist die größte Glocke des Stephansdoms, sie zerbrach bei dem Sturz. Tags darauf durchschlug eine einbrechende Stützmauer das Gewölbe des südlichen Seitenchors, das in den Dom eindringende Feuer zerstörte Chorgestühl und Chororgel, Kaiseroratorium und Lettnerkreuz.
Nur wenige Wochen danach, am 15. Mai 1945, ließ der Wiener Erzbischof verlautbaren: "Unsere Kathedrale, den Stephansdom, wieder in seiner ursprünglichen Schönheit erstehen zu helfen, ist eine Herzenssache aller Katholiken, eine Ehrenpflicht aller!" Innitzers Appell sollte sich in den folgenden sieben Jahren als eine Tatsachenfeststellung erweisen: Am 23. April 1952, am Domweihetag, wurde schließlich der zur Gänze wiederhergestellte Steffl feierlich wiedereröffnet - als "ein eindrucksvolles Zeugnis der Liebe der Menschen dieser Stadt zu ihrer Hauptkirche", wie Kardinal Innitzer damals festhielt.
Die Ursache für den Brand ist bis heute noch immer nicht restlich geklärt. Als "plausibelste These" gilt jedoch, dass der Dombrand infolge von Kampfhandlungen zwischen der sich zurückziehenden Deutschen Wehrmacht und der Roten Armee ausgebrochen ist. Das bestätigte Dombaumeister Wolfgang Zehetner erneut im Interview mit Kathpress. Zehether bekräftigte damit jene Erkenntnisse, die vor fünf Jahren im Rahmen einer ORF III-Dokumentation mit dem Titel "Brandakte Stephansdom" erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurden. Seither seien keine nennenswerten neuen Dokumente oder Aussagen von Zeitzeugen hinzugekommen, so Zehetner.
Quelle: Kathpress