
Hilfswerk: 150 Millionen Straßenkinder leben weltweit auf der Straße
Ständige Angst vor Gewalt, Missbrauch und Kinderarbeit prägen das Leben der 150 Millionen Kinder weltweit, die gezwungen sind, auf der Straße zu leben. Darauf hat die österreichische Entwicklungsorganisation "Jugend Eine Welt" anlässlich des Internationalen Tags der Straßenkinder (12. April) aufmerksam gemacht. "Straßenkinder müssen täglich betteln oder stehlen, um zu überleben. Ohne entsprechende Hilfe haben sie keine Chance auf eine bessere Zukunft", betonte Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer Aussendung am Donnerstag und rief zu Spenden auf.
Straßenkinder leben vor allem in den Ballungsgebieten großer Städte, insbesondere in den Ländern Afghanistan, Indien, Pakistan, Ecuador und in afrikanischen Ländern wie Kenia, Nigeria oder der Demokratischen Republik Kongo, informierte die Hilfsorganisation. Aber auch in (Ost-)Europa und den USA leben viele Kinder und Jugendliche auf der Straße. Genaue Zahlen fehlten, da viele von ihnen gar keine Geburtsurkunde besitzen und damit niemals offiziell registriert wurden. Daher sei ihnen auch der Zugang zu staatlichen Leistungen wie Gesundheitsfürsorge oder wichtiger Schulbildung vom Beginn ihres Lebens versperrt.
"Jugend Eine Welt" unterstützt Straßenkinder-Projekte weltweit. So etwa in der ostindischen Millionenstadt Vishakhapatnam. Dort betreibt "Jugend Eine Welt" gemeinsam mit Don Bosco-Projektpartnern verschiedene Ausbildungsprojekte, die von Nachmittagsunterricht für Kinder in Armenvierteln über klassische Grundschulen bis zu berufsausbildenden Einrichtungen reichen. "Während die Väter auf den Fischerbooten als Tagelöhner arbeiten, verkaufen die Mütter die Fische auf dem lokalen Markt. Für die Betreuung der Kinder bleibt somit nicht viel Zeit", erklärte Heiserer. Die Schulbildung der Kinder am Strand von "Beach Blossom" sei ein "entscheidender Rettungsanker und auch ein Schlüssel zu einem späteren Leben in Würde". Mit Spenden werden die Don Bosco-Projektpartner vor Ort unterstützt, die täglich bis zu 60 Kindern kostenlosen Nachmittagsunterricht anbieten.
Fußball als "Eisbrecher"
Während die Kinder von "Beach Blossom" am Abend zu ihren Eltern zurückkehren können, ist die Situation für Mädchen und Buben, deren Zuhause die Straße ist, noch prekärer, wie "Jugend Eine Welt" mitteilte. "Sie schlafen in Parks oder Hauseingängen, auf Mülldeponien, in notdürftig zusammengezimmerten Verschlägen oder sogar in U-Bahn-Schächten", so Heiserer. In Ecuador etwa unterstützt "Jugend Eine Welt" solche Kinder mit dem Straßenkinder-Programm "Chicos de la Calle", das 1980 von den Salesianern Don Boscos gegründet wurde. Berufs- bzw. Schulausbildung, gesundheitliche Versorgung und sinnvolle Freizeitgestaltung sind Teil des Projekts.
Ein wahrer "Eisbrecher" bei der Arbeit mit Straßenkindern - zumeist mit Burschen - ist der Fußball. "Die Straßenkinder kommen zuallererst einmal nur, um Fußball zu spielen und Spaß zu haben. So lernt man sich kennen und baut Vertrauen auf", erklärte Heiser. In einem weiteren Schritt erhalten die Kinder und Jugendlichen dann Angebote, zur Schule zu gehen oder eine Berufsausbildung zu machen. Mädchen hingegen werden in vielen Ländern seltener auf der Straße gesehen. "Ihr Los ist meist noch schlimmer", so Heiser. Sie arbeiten hinter verschlossenen Türen, in Hinterhöfen und Wohnungen als Haushaltshilfen oder Wäscherinnen. "Beladen mit einem übervollen Arbeitsalltag sind sie zudem oft körperlichen oder gar sexuellen Übergriffen strenger Hauspaten ausgesetzt", wies die Hilfsorganisation hin.
("Jugend Eine Welt"-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000; Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden)
Quelle: kathpress