Kirchliche Glückwünsche zum jüdischen Pessachfest
Kardinal Christoph Schönborn und der Wiener Apostolische Administrator Josef Grünwidl haben in einem gemeinsamen Schreiben an Oberrabbiner Jaron Engelmayer der Israelitischen Kultusgemeinde die besten Glückwünsche zum Pessachfest übermittelt. Zugleich versicherten sie darin den Jüdinnen und Juden ihre Solidarität. Seit dem 7. Oktober 2023 habe sich für die jüdische Gemeinschaft in Israel und in der Diaspora vieles dramatisch verändert. "Unsicherheit, Trauer und Sorge um das Schicksal von Angehörigen prägen das Leben vieler Menschen", halten Schönborn und Grünwidl fest.
Weltweit feiere das Volk Israel in diesen Tagen das tröstliche Fest der Befreiung, "im Vertrauen auf den Allmächtigen, der seinem erwählten Volk durch alle Zeiten beisteht". Daher möge das Pessachfest allen Mitgliedern der Kultusgemeinde "besonderen Trost und Freude" bringen, so Schönborn und Grünwidl abschließend.
Weltweit feiern mehr als 15 Millionen Juden ab Samstagabend das einwöchige Pessachfest. Pessach erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei. Pessach (auch Passah, Pascha) ist eines der wichtigsten jüdischen Feste.
Gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden
Auch der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat der jüdischen Gemeinde seine Glückwünsche übermittelt und dabei die gemeinsame Hoffnung von Christen und Juden auf Befreiung und Leben betont: "Wir glauben miteinander an die Kraft Gottes, die befreit, Leben schenkt und Hoffnung erneuert und die uns als Geschöpfe Gottes über alle Unterschiede hinweg verbindet."
Pessach sei das Fest der Befreiung. Es erzähle von Gottes Treue, "von der Rettung aus Sklaverei und Unterdrückung, von der Hoffnung auf eine Zukunft in Freiheit und Gerechtigkeit". Die Geschichte des Exodus sei aber nicht nur Erinnerung, sondern auch eine fortwährende Verheißung.
Ostern sei das Fest der Auferstehung. Es verkünde, "dass Gottes Liebe immer stärker ist als der Tod, dass das Licht die Finsternis überwindet". In diesem Jahr würden Katholiken, Evangelische und Orthodoxe gemeinsam die Auferstehung Christi feiern, "ein starkes Zeichen der Einheit in einer Welt, die nach Frieden und Versöhnung dürstet".
Der Koordinierungsausschuss räumt ein, dass Ostern und Pessach heuer in einer Zeit tiefer Erschütterung gefeiert werden. Der Krieg im Nahen Osten, das Wiederaufleben des Antisemitismus und die zunehmende Gewalt in vielen Teilen der Welt drohten den Glauben an Befreiung und hoffnungsvolles Leben zu erschüttern. Aber: "Pessach und Ostern rufen dazu auf, nicht zu verzweifeln, sondern gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die Heiligung (Bewahrung) jedes einzelnen menschlichen Lebens einzutreten."
Im Schreiben des Koordinierungsausschusses wird auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer zitiert: "Jesus ist für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben." Diese Einsicht verpflichte die Kirchen, ihre jüdischen Wurzeln nicht nur zu respektieren, sondern sie als untrennbaren Teil des eigenen Glaubens zu erkennen. "Die Geschichte des Christentums ist ohne das Judentum nicht möglich - und unser Dialog darf nicht bei Worten stehen bleiben, sondern muss sich in echtem Respekt und entschiedener Solidarität zeigen", hält der Koordinierungsausschuss fest.
Gezeichnet ist das Schreiben des Koordinierungsausschusses von Präsident Martin Jäggle, Vizepräsidentin Margit Leuthold, Vizepräsident Willy Weisz, Geschäftsführer Yuval Katz Wilfing und Ferenc Simon, Wiener Diözesanbeauftragter für die christlich-jüdische Zusammenarbeit.
Quelle: kathpress