
Bräuche rund ums Osterfest: Von Palmlatten bis Schokohasen
Vom Osterhasen bis zur speziellen Palmbuschen in Tirol und der beliebten "Halleluja-Jause": Rund um Ostern hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine Vielzahl an Bräuchen und Symbolen entwickelt, die - in teils veränderter Form - bis heute lebend sind. Hase, Osterlamm und Ei zählen zu den wohl bekanntesten, doch auch Traditionen wie der Palmbuschen, das Ratschen oder die beliebte Osterspeisensegnung prägen das Fest. Es bleiben aber Fragen stehen: Wie kam der Osterhase zum Ei? Warum sind in manchen Regionen Tirols die "Palmlatten" bis zu 35 Meter lang? Und was hat es mit den Ratschen auf sich?
Unübersehbar ist die Kombination aus Hase und Ei. Fest steht: Der Hase bringt die Eier - woher er sie hat, bleibt offen. Denn das Ei war lange vor dem Hasen da. Schon vorchristlich galt es als Symbol des erwachenden Lebens. Die Christen übernahmen das Zeichen und deuteten es auf die Auferstehung Christi hin: So wie das Küken die Schale durchbricht, verlässt Jesus lebendig das Felsengrab - so eine der vielen Auslegungen, etwa vom Theologen und Ex-Pastoralamtsleiter Karl Veitschegger (www.karl-veitschegger.at).
Es ranken sich aber auch Legenden rund um das Ei. Eine berichtet von Maria Magdalena, die mit einem Ei einen Wachsoldaten bestochen haben soll, um zum Haus des Pilatus zu gelangen und am Prozess Jesu teilnehmen zu können. In der Fastenzeit war der Verzehr tierischer Produkte untersagt - das Ei, einst als "flüssiges Fleisch" betrachtet, wurde so zum ersehnten Ostergeschenk. Mancherorts diente es in dieser Zeit sogar als Zahlungsmittel.
Der Osterhase
Wie der Osterhase zum Ei kam, bleibt unbekannt. Erstmals schriftlich erwähnt wurde es 1682. Eine Theorie lautet, der Hase sei eine missverstandene Umdeutung des Osterlamms - heißt es etwa im Etymologischen Wörterbuch von Friedrich Kluge. Eine andere Erklärung bezieht sich auf die Anatomie des Hasen: Da er ohne Augenlider mit offenen Augen schläft, wurde er zum Sinnbild des auferstandenen Christus, der "nicht mehr entschlafen" wird. Auch seine sprichwörtliche Fruchtbarkeit ließ ihn zum Symbol der Lebensfülle und Auferstehung werden.
Heute zählt der Schoko-Osterhase zum fixen Bestandteil von Osterkörben - traditionell wird er am Ostersonntag gemeinsam mit gefärbten Eiern versteckt und gesucht.
Das Osterlamm
Im Gegensatz zum Hasen ist der christliche Bezug beim Osterlamm klar: Das Schaf gilt seit Jahrtausenden als Symbol des Lebens - es liefert Nahrung, Kleidung, Musikinstrumente und war lange ein wichtiges Opfertier. Der Prophet Jesaja machte es zum Bild für den "leidenden Gottesknecht", Johannes der Täufer bezeichnete Jesus als das "Lamm Gottes". In den Briefen des Petrus und Paulus erscheint Christus als das "wahre Paschalamm" - Ausdruck für Speise, Trank, Freiheit und Versöhnung mit Gott.
Als Symbol der Auferstehung Christi wurde das Lamm auch zum Brauchtum des Ostergebäcks: Bis heute ist es üblich, gebackene Biskuitlämmer zur Speisen- oder Fleischweihe in die Kirche zu bringen.
Palmzweige und Osterstrauch
Auch Pflanzen haben ihren festen Platz im Osterbrauchtum. An erster Stelle steht der Palmbuschen, der an den biblischen Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Als "Friedenskönig" wurde er mit Palmzweigen begrüßt - im Judentum ein Zeichen der Huldigung und des Sieges. Am Palmsonntag werden die Palmbuschen gesegnet, in manchen Gemeinden sogar von einem hölzernen Esel mit Christusfigur begleitet. Statt echter Palmen- und Ölbaumzweige werden in Österreich in der Regel grünende und blühende Zweige anderer Bäume, wie z. B. von Buchsbaum, Fichten, Wacholder oder Weiden, die bereits "Kätzchen" tragen, verwendet.
Das Aussehen der Palmbuschen unterscheidet sich von Region zu Region. In einigen Gegenden werden die Zweige zu einem Strauß gebunden, in anderen befestigt man sie an Stöcken und Stangen. Mancherorts werden Äpfel und Orangen hineingeflochten, in anderen Regionen werden die Palmbuschen mit Brezeln, ausgeblasenen Eiern und bunten Bändern geschmückt.
In Oberkärnten sind die Palmbesen Tradition. Die Palmbuschen werden dort auf Haselgerten befestigt und wirken deshalb besonders mächtig. Die Lavanttaler Palmbuschen wiederum zeichnen sich durch einen besonders aufwendig geflochtenen Weidengriff aus. Bekannt ist in Kärnten vor allem auch das Palmstangen-Tragen im Katschtal.
Eine Tiroler Spezialität sind auch sogenannte "Palmlatten": Die geschmückten Stangen können bis zu 35 Meter lang werden und müssen deshalb von bis zu 30 Personen getragen werden. In der Tiroler Ortschaft Imst gibt es gar einen Wettbewerb um die längste Latte. Den Weltrekord hält laut Diözese Innsbruck die Gemeinde Vals mit einer Palmlatte von 45,55 Metern.
In ländlichen Gegenden ist es vielfach noch Brauch, den gesegneten Palmbuschen dreimal ums Haus zu tragen, um Schutz vor Blitzschlag, Feuer, Krankheit und Unglück zu erbitten, oder die gesegneten Palmzweige in der Hoffnung auf eine gute Ernte in den Acker zu stecken. Verbreitet ist auch der Brauch, einzelne Zweige zu Hause hinter dem Kreuz im Herrgottswinkel oder an der Haustüre zu befestigen.
Eine Besonderheit stellt ein Osterbrauchtum am Palmsonntag in Thaur und Hall in Tirol dar. Hier finden die letzten "Palmesselprozessionen" des Landes statt; dabei wird ein fast lebensgroßer geschnitzter Esel mit einer Christusfigur durch den Ort gezogen. In Thaur befindet sich die Figur in Privatbesitz, in Hall kann man sie das ganze Jahr in der Pfarrkirche sehen.
Der Osterstrauch - meist aus Weidenkätzchen, Kirsch- oder Forsythienzweigen - hat keinen direkten biblischen Ursprung, symbolisiert aber das Aufblühen des Lebens. Früh ins Haus geholt, beginnen die Zweige zu Ostern zu blühen. Mit bunten, kunstvoll verzierten Eiern geschmückt, verkörpern sie Fruchtbarkeit und den Sieg des Frühlings über die Kälte.
Osterspeisensegnung und Ratschen
Mit der Segnung der Osterspeisen ist nach der langen Fastenzeit für das leibliche Wohl gesorgt. Die Wurzeln der Weihe gehen bis in das 7. Jahrhundert zurück. Osterbrot, Schinken, Ostereier, Kren, Salz und Kräuter befinden sich traditionell in den Körben, die am Karsamstag in die Osternachtsliturgie mitgebracht und dort gesegnet werden, während der Inhalt oft seine Endbestimmung in der anschließenden Oster-Jause oder auch "Halleluja-Jause" findet. Besonders beliebt ist die Osterspeisensegnung ("Fleischweihe") in Kärnten und in der Steiermark, wo sie auch schon tagsüber am Karsamstag in Kirchen, Kapellen und auch an Bildstöcken und Wegkreuzen stattfindet. Die Osterspeisensegnung wird als Abschluss der Fastenzeit gefeiert und erinnert an die Mähler, die Jesus gemeinsam mit anderen hielt.
Ein in Österreich weitverbreiteter Brauch ist das Ratschen. Ratschenkinder ziehen von Gründonnerstag bis Karsamstag durch den Ort und ersetzten so das Geläut der Glocken, die in dieser Zeit "nach Rom geflogen sind". Je nach Region und Pfarrtradition gibt es dazu unterschiedliche Ratschersprüche. "Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß, den jeder katholische Christ beten muss. Kniet's nieder, kniet's nieder auf euere Knie, bet's drei Vaterunser und ein Ave Marie", lautet wohl der bekannteste Ratscherspruch. Die Ratschenkinder, oft Ministrantinnen und Ministranten, bekommen dafür Süßigkeiten oder etwas Taschengeld.
Besonders hoch hinaus geht es für die Ratschenden im Linzer Mariendom: Seit Jahren wird zur Osterzeit - am Karfreitag und am Karsamstag - vom Turm herab geratscht. 392 Stufen bis kurz vor die Turmeremitenstube müssen die Buben und Mädchen dafür erklimmen, ehe sie in 68 Meter Höhe ratschen. Je dreimal geht es laut der Diözese Linz am Karfreitag und am Karsamstag auf den Turm hinauf und wieder hinunter. Geratscht wird um 7.00 Uhr, um 12.00 Uhr und um 19.00 Uhr.
Quelle: kathpress