
Landesweit heuer 240 Erwachsenentaufen in der Osternacht
Die diesjährige Osternacht mit ihrer Auferstehungsliturgie hat für rund 240 Personen in Österreich eine sehr spezielle Bedeutung: Sie werden im Rahmen der von Kerzenlicht begleiteten Feier inmitten ihrer Pfarrgemeinde über dem Taufbecken Wasser über die Stirn gegossen bekommen - und somit durch die Taufe zu Christen. Auch die Firmung durch die Salbung mit Chrisamöl und die Erstkommunion wird ihnen gespendet. Die Zahl der Erwachsenentaufen ist zuletzt angestiegen: Experten wie Daniel Vychytil, Katechumenats-Verantwortlicher der Bischofskonferenz, spricht gegenüber Kathpress von einem "klar ansteigendem Trend, insbesondere bei der Taufe von Jugendlichen".
Deutlich angestiegen ist die Zahl in der Erzdiözese Wien, wo zu Ostern in der Osterzeit 118 Erwachsene getauft werden - das sind 50 mehr als 2024. Für die Erwachsenentaufe gilt das Alter ab 14 Jahren, wobei heuer jeder Dritte Wiener Täufling zwischen 14 und 20 Jahren alt ist. Knapp die Hälfte aller Taufkandidaten und Kandidatinnen der Erzdiözese stammt aus Österreich, Iraner bilden die zweitstärkste Gruppe, der Rest verteilt sich auf 20 weitere Herkunftsnationen. In der Steiermark werden rund 50 Erwachsene getauft, in Linz 25 und in St. Pölten an die 15, sieben weitere sind es in Tirol, fünf im Burgenland, der Rest verteilt sich auf Kärnten, Salzburg und Vorarlberg.
Dass heuer Jugendliche besonders oft nach dem Taufsakrament verlangen - früher bildete diese Gruppe die Ausnahme - führte Vychytil auf einen angewachsenen "Pool von Ungetauften" in der Gesellschaft zurück. "Viele kommen aus Familien, in denen der Glaube kein Thema war, etwa weil die Eltern aus der Kirche ausgetreten sind oder keine Taufe für ihr Kind wollten. Dennoch sagen viele jugendliche Taufbewerber, sie hätten sich immer religiös gefühlt." Ein Schicksalsschlag, eine Begegnung, eine Diskussion im Religionsunterricht, Glaubenszeugnisse in Sozialen Medien, der Kontakt mit kirchlichen Jugendgruppen oder sogar mit gläubigen Muslimen würden mitunter zum Auslöser für die Entscheidung zur christlichen Taufe führen.
Ein wachsendes Bewusstsein beobachtete der Katechumenats-Zuständige bei den Pfarren, was die einjährige Taufvorbereitung betrifft. Es gehe dabei um viel mehr als bloß um Wissensvermittlung über das Christentum: Auf dem einjährigen Weg zum Sakrament gebe es mehrere Stationen, die mit der gesamten Pfarre gefeiert werden. Solche "vorbereitenden Riten" sind etwa die Aufnahme in das Katechumenat, die diözesane Zulassungsfeier, die sogenannten "Skrutinien" - bei denen die um Befreiung von Sünde, Heilung von inneren Wunden und die Stärkung durch Gottes Gnade für den Täufling gebetet wird -, sowie die öffentliche Übergabe des Credos und des Vaterunsers. Diese im Gottesdienst gefeierten Riten helfen auch bei der Integration in die Pfarrgemeinde, bemerkte Vychytil.
Bringschuld der Gemeinden
Nicht zuletzt weil immer wieder Taufbewerber ihre Vorbereitung abbrechen, ist laut dem Experten Unterstützung vonseiten der Pfarrgemeinde unbedingt angesagt: "Wichtig ist, dass die Taufbewerber und Neugetauften Offenheit und Willkommensein erleben - schon durch kleine Zeichen wie das Ansprechen beim Kirchenausgang oder im Pfarrcafe." Bei der Taufvorbereitung könnten fachkundige Laien sehr gut eingebunden werden, ideal seien auch Patenschaften aus dem Kreis der Gemeinde. Als hilfreichen Schritt empfahl Vychytil auch, "dass eine Pfarre im Schaukasten oder auf ihrer Website zum Erwachsenenkatechumenat einlädt - was übrigens auch in Pfarrverbänden oder auf Dekanatsebene geschehen kann, um Synergien bestmöglich zu nutzen".
Auch wenn Jugendliche Taufbewerber ein "Hoffnungsmarkt" für die Kirche seien, gelte es sie vor Überforderung zu schützen: Es sei nicht ihre Aufgabe, die schrumpfende Gemeinde zu retten, "das können, brauchen und werden sie nicht", stellte der Katechumenats-Verantwortliche klar. Neugetauften Jugendlichen falle es aufgrund ihrer fehlenden Erfahrung beispielsweise schwer, einen Jugendgottesdienst mitzugestalten. "Wichtig ist, sich die unterschiedlichen Voraussetzungen vor Augen zu halten: Taufbewerbern fehlt die religiöse Sozialisierung und das Wissen um vieles, was anderen selbstverständlich ist. Umgekehrt haben sie oft eine tiefe Erfahrung gemacht, ihre Initiationssakramente ganz bewusst erlebt und sind in ihrem spirituellen Leben schon weit fortgeschritten, dass ihnen manches im kirchlichen Leben zu oberflächlich erscheint."
Neugetaufte: Glauben neu kennengelernt
Den Erfahrungsbericht einer Neugetauften findet man im Magazin "Grüß Gott", mit dem sich die Diözese Linz zu Ostern an alle oberösterreichischen Haushalte wendet. Die Verwaltungsassistentin Bettina Farasin erhielt 2018 als bereits 44-Jährige in der Pfarre Linz-Christkönig das Sakrament gespendet, nachdem ihre Taufe im Babyalter aufgrund des plötzlichen Todes ihrer Taufpatin abgesagt worden war. Obwohl der Glaube die Mutter eines Sohnes nie losgelassen habe, sie den Religionsunterricht besuchte und sie sogar schon zuvor in der Pfarre engagiert war, sei die Überlegung der Taufe immer aufgeschoben worden.
Eine Pfarrgemeinderatswahl - bei dem sie ihre Kandidatur zurückzog - gab schließlich den Ausschlag, sich doch zur Taufe zu entscheiden. Bei ihrem Pfarrer absolvierte Farasin ein Jahr klassische Taufvorbereitung und dabei ihren Glauben "völlig neu kennengelernt", wie sie erklärte. Sie habe begonnen, die Bibel neu zu verstehen, "aber auch Gebete wie das Glaubensbekenntnis mit anderen Augen zu sehen", begleitet von einer Freundin. Mit der Taufe in der Osternacht sei das Thema für sie nicht abgeschlossen gewesen: Sie begann damals aus innerem Antrieb, sich in der Kinderliturgie zu engagieren, absolvierte eine Ausbildung zur Bibelerzählerin und nahm einen Job in der Kirchenbeitragsstelle an. Die Taufe habe sie nicht zu einem anderen Menschen gemacht, sondern "mich endlich aufblühen lassen", wird die Linzerin in der Zeitschrift zitiert.
Quelle: kathpress