
Myanmar: Helfer besorgt wegen Gefahr von Seuchenausbrüchen
Nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar warnen Hilfsorganisationen, dass die anhaltende Hitze und heftige Regenfälle zu vermehrten Krankheitsausbrüchen unter den Überlebenden führen könnten, von denen Unzählige in provisorischen Notunterkünften oder im Freien kampieren müssen. Die Gefahr der Ausbreitung von Durchfall, Cholera und ähnlicher Seuchen steige von Tag zu Tag, sagte Conor Heathcote vom weltweiten Hilfswerk "Malteser International" der Nachrichtenagentur Kathpress am Freitag in Wien, wo derzeit eine internationale Konferenz der Hilfswerke des Malteserordens stattfindet. Viele Menschen seien obdachlos und ohne ordentlichen Zugang zu sauberem Wasser oder grundlegender Sanitärversorgung, was ihre Gesundheitssituation gefährde.
"Malteser International" war schon vor dem Beben vor einer Woche seit knapp drei Jahrzehnten in Myanmar tätig, schilderte Heathcote. Die Hilfsorganisation organisiere medizinische Hilfe, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen für die Opfer der Naturkatastrophe in den schwer betroffenen Regionen Naypyidaw und dem südlichen Shan-State. Auch sei ein Nothilfe-Team unterwegs in die Region Mandalay, einem der am massivsten betroffenen Gebiete in Zentral-Myanmar, um dort vor allem medizinische Hilfe zu leisten.
"Es ist einfach eine verheerende Katastrophe", sagte Heathcote mit Blick auf das gewaltige Ausmaß der Folgen des Erdbebens. Laut ersten Schätzungen sei der von den Erdstößen verursachte Schaden ungefähr so groß wie das gesamte Bruttoinlandsprodukt von Myanmar.
17 Millionen Menschen betroffen
Nach Angaben der myanmarischen Militärjunta sind bis Donnerstag mehr als 3.000 Menschen ums Leben gekommen. Schätzungsweise 57 der 330 Gemeinden des Landes mit mehr als 17 Millionen Menschen sind von den Folgen des Erdbebens betroffen.
UN-Menschenrechtshochkommissar Volker Türk forderte am Freitag von Junta und Untergrundregierung uneingeschränkten Zugang für Rettungskräfte und humanitäre Helfer. Nach Ankündigung einer Waffenruhe bräuchten nun alle Betroffenen der Katastrophe umgehend Unterstützung, erklärte der österreichische Diplomat laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA). Die schreckliche Tragödie müsse für das Land "ein Wendepunkt hin zu einer inklusiven politischen Lösung" sein.
Die Untergrundregierung "National Unity Government" und die Junta hatten zuletzt einen bis 22. April befristeten Waffenstillstand erklärt. In den Tagen nach dem Beben setzte Myanmars Militär jedoch seine Operationen und Angriffe durch Bodentruppen und Luftwaffe fort.
Durch die von der Junta seit dem Putsch vom Februar 2021 verfügten Beschränkungen der Bewegungsfreiheit und Internetsperren sind laut UN-Angaben viele stark betroffene Gebiete für humanitäre Nothilfe unzugänglich. In den am stärksten vom Beben betroffenen Städten Sagaing und Mandalay sind nach Angaben des Weltentwicklungsprogramms UNDP 30 bis 80 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt.
Quelle: kathpress