
Salzburg: "Klima-Pater" Alt ruft Kirchen zu Klima-Aktivismus auf
Der bekannte deutsche Jesuit und "Klima-Pater" Jörg Alt hat die Kirchen zu einer aktiven Teilhabe an Initiativen und Aktionen gegen die Klimakrise aufgerufen. "Wir stellen jetzt die Weichen, noch ist es möglich, etwas gegen die Klimakrise zu tun", so Alt bei der Fachtagung der "Kommission Weltreligionen", die am 25. und 26. März in Salzburg unter dem Titel "Beherrschen - bewahren - verbunden sein. Religionen und ihre ökologischen Potenziale" stattgefunden hat. Es komme auf aktive Teilhabe der Kirchen am Klima-Aktivismus und Mut zu zivilem Ungehorsam und Widerstand an, zeigte sich Alt überzeugt. "Für mich werden Dietrich Bonhoeffer und der gebotene kirchliche Widerstand gegen Staatsversagen immer wichtiger", zitierte die Erzdiözese Salzburg Alt in einer Aussendung am Donnerstag.
An der Tagung nahm u.a. auch der zuständige Referatsbischof Werner Freistetter teil. In seinen Begrüßungsworten hob Freistetter hervor, dass Religionen "motivierend" wirken könnten, um "eine Gesinnung von der Schönheit unserer Welt" zu vermitteln. "Papst Franziskus hat darauf hingewiesen, dass die vielen Krisen zusammenhängen und es eine Herausforderung in ihrer Gesamtheit ist", unterstrich er die Komplexität.
Ein großes Potenzial im Blick auf den Klimaschutz sah auch der bekannte Münchner Sozialethiker Prof. Markus Vogt in den Religionen. "Wir brauchen globale Kooperation, ohne Religionen würde dabei eine Dimension fehlen", so Vogt, der von der Notwendigkeit von interkulturellem und interreligiösem Dialog sprach. Der Einsatz für die Schöpfung sei ein "Zeichen der Zeit", so der Sozialethiker unter Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil. "Gott spricht zu uns durch die ökologische Krise." Der stärkste Ansatz in der eigenen Denkweise sei, dass Umweltschutz und Menschenschutz zusammengehören - in einem "ökologischen Humanismus".
Potenzial des Religionsdialogs
Lobend äußerte sich auch der Umweltwissenschaftler Johannes Tintner-Olifiers zum Klima-Engagement der Religionen und speziell zur Enzyklika "Laudato si'" von Papst Franziskus. Diese sei "lesens- und beachtenswert". Notwendig seien im Bereich des Klimaaktivismus nun neue "konstruktive Elemente des Dialogs, um die Bevölkerung zu erreichen, damit das Engagement auch Spaß macht", führte der an der Wiener Universität für Bodenkultur lehrende Nachhaltigkeits-Experte aus. Schließlich sei derzeit noch ein Gegensteuern gegen die Klimakatastrophe möglich. Notwendig sei etwa ein Weiterarbeiten an der Energiewende.
Weitere Referentinnen und Referenten brachten bei der Tagung vielfältige Perspektiven aus dem katholischen und evangelischen Christentum, dem Islam, dem Buddhismus und der Baha'i ein. Die Islamwissenschaftlerin Ursula Kowanda-Yassin etwa zeigte sich davon überzeugt, dass Religionen auch im Blick auf das Thema Klimaschutz viel voneinander lernen können. "Alles, was der Schöpfer erschaffen hat, hat seinen Wert", insofern sei die Natur mit Respekt zu behandeln. Der Grazer Religionswissenschaftler Markus Ladstätter referierte über "Daoismus als ökologische Inspiration" und beschrieb dabei, wie Mensch und Natur in daoistischer Perspektive zutiefst in Verbindung stehen. Über die tibetisch-buddhistische Tradition informierte Thomas Klien.
Beratende Kommission
Die "Kommission Weltreligionen" der Österreichischen Bischofskonferenz berät den zuständigen Bischof und die Österreichische Bischofskonferenz, zeigt Handlungsbedarf auf, unterbreitet Vorschläge, steht den Einrichtungen, die auf der diözesanen Ebene im interreligiösen Bereich tätig sind, für Information und Vernetzung der Tätigkeiten zur Verfügung. Sie pflegt zudem auch Kontakt zu Einrichtungen, welche die Verständigung zwischen den Religionen zum Ziel haben.
Die jährlich stattfindende Tagung wurde heuer veranstaltet in einer Kooperation von St. Virgil Salzburg und der "Kommission Weltreligionen" der Österreichischen Bischofskonferenz mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein, der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum Graz und dem Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen der Universität Salzburg. Die nächste Tagung ist für 22. April 2026 zum Thema Religionen und Frieden geplant. (Infos: www.kommissionweltreligionen.at)
Quelle: kathpress