
Salzburger Theologinnen forschen über Klimakrise und religiöse Praxis
Wie wirkt sich die Klimakrise nicht nur auf das alltägliche Leben, sondern auch auf die religiöse Praxis und das menschliche Selbstverständnis aus? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts von Theologinnen und Theologen der Universitäten Salzburg und Erfurt. Das vor knapp einem Jahr gestartete Projekt trägt den Titel "Theologie als Hoffnungsforschung?" und geht von der Annahme aus, dass Hoffnung nicht mehr nur ein zentraler Begriff religiöser Traditionen und Heilserzählungen darstellt, "sondern zunehmend in einer psychologisch, soziologisch und ökonomisch ausgerichteten 'Science of Hope' aufgegriffen" wird, heißt es in der Projektbeschreibung.
Das Projekt, das aus Mitteln des "Early Career Grant" der Universität Salzburg gefördert wird und noch bis Ende dieses Jahres läuft, wird von der Salzburger Theologin Elisabeth Höftberger geleitet. Beteiligt sind weiters die ebenfalls aus Salzburg stammenden Theologin Andrea Schmuck und der Theologe Moritz Huber sowie die Erfurter Theologen Mark Porter und Dominique-Marcel Kosack. In einem Interview mit dem Blog "Theologie aktuell" der Universität Erfurt zogen Höftberger und Schmuck nun eine positive Zwischenbilanz: Nicht nur das Thema sei ungewöhnlich für ein theologisches Forschungsprojekt - auch die Kooperation über die große Distanz hinweg sei eine Herausforderung. Durch digitale Formate des Austauschs und regelmäßige persönliche mehrtägige Treffen habe sich die Zusammenarbeit jedoch sehr gut entwickelt, so Höftberger.
Zum Projektziel bzw. zur Fragestellung erklärte sie im Erfurter Blog: "Die Klimakrise verändert, wie Menschen ihre Lebenssituation in der Gegenwart sehen und wie sie in die Zukunft blicken. Das schließt auch die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens und die Hoffnung für zukünftige Generationen mit ein. Wir interessieren uns dafür, wie sich Erzählungen und Vorstellungen von Hoffnung sowohl in religiöser Praxis als auch im theologisch-akademischen Bereich durch die ökologische Krise verändern." Bei der Klimakrise gehe es schließlich nicht nur um naturwissenschaftlich-technische Fragen, sondern auch um die Frage nach den Grundhaltungen etwa der Natur und den natürlichen Ressourcen gegenüber, so Kosack. "Solange die Natur vor allem als Instrument und Ressource für die eigenen Zwecke erscheint, reproduzieren wir jene Strukturen und Verhaltensweisen, die uns zerstören".
Dies verlange auch nach einer Antwort der Theologie - schließlich erschöpfe sich das Problem der Klimakrise und seine Bewältigung nicht in der Frage des CO2-Ausstoßes, ergänzte Schmuck: "Religionen spielen dabei eine ambivalente Rolle. Als christliche Theolog:innen müssen wir deshalb zunächst unsere eigene Tradition kritisch hinterfragen. Denn Deutungen biblischer Motive und Vorstellungen von Mensch und Natur in westlichen Kulturen, wie etwa die Auslegung der biblischen Schöpfungserzählung, haben mit dazu beigetragen, ein starkes Trennungserleben zwischen Mensch und Natur zu verfestigen." Gleichzeitig würden Religionen einen "reichen Schatz an alternativen Erzählungen" enthalten, "die uns neue Perspektiven auf unsere Beziehung zur Natur eröffnen und zu einer veränderten Wahrnehmung anleiten können."
Quelle: Kathpress