
Theologin Csiszar: Bischofssynode vielleicht bald eine Art Kirchenrat
Die vor wenigen Tagen vom Vatikan angekündigte "Kirchliche Versammlung" im Jahr 2028 deutet laut der Theologin und Synoden-Teilnehmerin Klara Antonia Csiszar auf eine Weiterentwicklung des synodalen Prozesses in der katholischen Kirche hin. Denkbar sei, dass sich die bischöflich verfasste Struktur dabei umwandle in eine "stärker gemeinschaftliche, ekklesiale Architektur". Die bisherige Institution der Bischofssynode könnte dann womöglich "vergleichbar mit einem Kirchenrat" sein, sagte die Dekanin der Fakultät für Theologie an der Katholischen Privat-Universität Linz (KU Linz) am Donnerstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress.
Einen vergleichbaren Charakter hätten bereits die kontinentalen Versammlungen im Jahr 2023 gehabt, sagte die Pastoraltheologin, die an ihrer Universität die Abteilung für Synodalität leitet. "Es waren kirchliche Versammlungen, bei denen mehr Nicht-Bischöfe als Bischöfe teilnahmen. Ein entscheidender Punkt ist daher die Frage, wer an der kommenden Versammlung teilnimmt", so Csiszar.
Beibehalten wird die Berücksichtigung lokaler Kontexte, die kürzlich auch der Synoden-Generalsekretär, Kardinal Mario Grech, hervorgehoben hat. Schon bisher sei im Synodalen Prozess die Rückbindung an die Lokalkirchen ganz zentral, mancherorts laufe diese jedoch nicht nach der Vorstellung Roms, sagte Csiszar, da "manche Bischöfe denken, sie seien die Lokalkirche". Sie gehe davon aus, dass Rom die Umsetzung der "Hausaufgabe" im Sinne des Synoden-Abschlussdokuments diesmal intensiver begleiten werde, "und hoffentlich wird das Volk Gottes vor Ort auch immer besser informiert werden und beginnt, aktiv zu arbeiten, auch wenn es nicht von oben eingeladen wird".
Miteinander gegen die Spaltung
Große Hoffnung hegt die Theologin in die Umsetzung des Synoden-Abschlussdokuments in den einzelnen Ortskirchen in den kommenden Jahren, die auf unterschiedlichen Wegen geschehe. Weltweit und auch in Österreich sei hier bereits viel in Bewegung. "Ich sehe in der heutigen Zeit dieses Projekt von Synodalität zunehmend als ein Friedensprojekt. Die Kirche bemüht sich, verbindende Kräfte zu aktivieren, nicht nur nach innen, sondern mit allen Menschen guten Willens", erklärte Csiszar. Die Kirche könne "Räume des konstruktiven Miteinanders öffnen, wo die göttliche Logik der Liebe das letzte Wort hat und nicht das Spalten und Schüren von Hass".
Noch abwartend äußerte sich die Synoden-Teilnehmerin zu den Fortschritten der von Papst Franziskus vor einem Jahr eingesetzten zehn Studiengruppen; der richtige Umgang mit "Interferenzen" müsse hier wohl erst gefunden werden. Grundsätzlich sei sie jedoch überzeugt, dass die Resultate in den laufenden synodalen Prozess einfließen. "Wir treten nun klar in eine erste Phase der Rezeption ein. Wie genau die Anbindung der Ergebnisse erfolgen wird, bleibt jedoch abzuwarten."
Impulse für den weiteren synodalen Weg erhofft sich Csiszar auch von einem derzeit stattfindenden internationalen Online-Kurs, der unter dem Titel "Shape the Future of Synodality" stärkere Vernetzung ermöglichen soll. Unter den 65 Teilnehmenden aus 21 Ländern sind Bischöfe, Ordensleute, Frauen und Männer in kirchlichen Leitungspositionen, Studierende und Promovierende, darunter auch fünf Mitglieder der Synode.
Auch Österreichs Kirche ist hochrangig vertreten, darunter die neue Bischöfliche Vikarin aus Kärnten, Barbara Velik-Frank, die Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts, Gabriele Eder-Cakl, die Seelsorgeamtsleiterin der Diözese Gurk, Elisabeth Schneider-Brandauer, und die Präsidentin der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Angelika Ritter-Grepl. Es gebe eine "intensive Arbeit auf hohem Niveau", die breite Auswirkung erhoffen lassen und den Reichtum der Vielfalt sichtbar mache, so die Theologin.
Papst nicht entscheidend
Ankündigt wurde die neue weltkirchliche Versammlung in einem Moment, in dem sich Papst Franziskus im Krankenhaus befand. Ob der synodale Prozess von seiner Person abhängig sei, beantwortete Csiszar mit einem klaren Nein. "Das Abschlussdokument der Weltsynode ist Teil des ordentlichen Lehramtes", stellte die Theologin klar. Ein Stopp oder eine Aussetzung des Prozesses nach so vielen Jahren sei daher für sie nicht vorstellbar.
Csiszar verwies dabei auf die Autobiografie von Papst Franziskus, in der er die Abläufe des letzten Konklaves beschrieb. Daraus lasse sich lernen, dass die Kardinäle bei der Papstwahl nicht zuerst eine konkrete Person suchten, sondern zunächst ein Profil des nächsten Pontifikats erarbeiteten - orientiert an den erwartbaren Herausforderungen der kommenden Jahre. "Ich bin mir sicher, dass Synodalität Teil dieses Profils sein wird", so die Expertin. Erst im zweiten Schritt werde dann nach einer geeigneten Persönlichkeit für das Amt gesucht.
Quelle: kathpress