
Amstetten gedenkt der Opfer der Bombenangriffe von 1945
Die Salesianerpfarre Amstetten-Herz Jesu gedenkt am Donnerstag im Rahmen eines Anbetungstages (8.15 bis 10 Uhr) der Toten und Zerstörungen, die die schweren Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg vor genau 80 Jahren hinterlassen haben. Neben einer Bitte "um den heute so dringend benötigten Frieden" wird für die Dutzenden KZ-Häftlinge gebetet, die am 20. März 1945 ums Leben kamen, weil ihnen der Zugang zu den Luftschutzbunkern verwehrt wurde. Sie waren wegen Aufräumarbeiten aus dem damaligen Konzentrationslager Mauthausen in die strategisch wichtige Mostviertler Stadt gebracht worden. Nach dem Angriff sollen etliche "zerfetzt" worden und "in den Bäumen gehangen" sein, erinnerten sich Zeitzeugen.
Als die letzten der insgesamt 334 Flieger den Himmel über der Stadt verließen, traf eine der letzten einschlagenden Bomben den Mitteltrakt der Amstettner Pfarrkirche Herz Jesu neben den Türmen. Der Pater blieb unverletzt, die Kirche und mit ihr die Totenglocke wurden jedoch zerstört. Die Reste der Totenglocke aus dem zerstörten Turm der Herz-Jesu-Kirche wurden Jahre später gefunden und wieder zusammengefügt. Sie befinden sich heute in dem Teil der Kirche, der damals von der Bombe besonders zerstört wurde.
"Gotteslieb baut auf"
1951 begann der Wiederaufbau der Kirche. Am Grundstein wurde die Inschrift "Menschenhass zerstört - Gotteslieb baut auf" angebracht. Anstelle der durch den Krieg verlorenen Glocken wurden Stahlglocken aus dem Ersten Weltkrieg angebracht, welche bis heute in Verwendung sind. Unter dem früheren Pfarrer Josef Bloderer habe es einen Pfarrgemeinderatsbeschluss gegeben: "Solange ein Mensch in der Welt hungert, kommen keine neuen Glocken auf unsere Türme."
Die insgesamt elf Luftangriffe auf das strategisch wichtige Amstetten kamen jedoch nicht immer von Bomberverbänden. Am Abend des 16. April 1945 flog ein russischer Jagdbomber über die Stadt und warf drei Bomben ab, die den Haupttrakt des Franziskanerinnenklosters, die Klosterkirche und den südlichen Trakt der Amstettner St.-Stephans-Kirche trafen. Die Treffer auf die Einrichtungen der römisch-katholischen Kirche geschahen nicht in der Absicht, religiöse Symbole treffen zu wollen, ergab die spätere Auswertung des Angriffsberichts. Unumstritten ist jedoch, dass einzelne Flieger sich auch an Kirchen orientierten, die sich häufig in den Zentren von Städten befanden.
Quelle: kathpress