
"Immer in Verbindung": Telefonseelsorge Graz feiert 50. Jubiläum
Rund eine halbe Million Mal haben die Telefone der "TelefonSeelsorge Graz - Notruf 142" seit 1975 geläutet. Unter dem Motto "Immer in Verbindung" feiert die ökumenische Einrichtung, die Menschen in Krisenzeiten einen Ansprechpartner bietet, am Donnerstag ihr 50. Jubiläum. Die niederschwellige und kostenlose Beratungsstelle, die sich zunächst als telefonischer Hilfsdienst bei Suizidgefahr etablierte, ist mittlerweile Anlaufstelle bei diversen Problemen geworden, wie Leiterin Daniela Bauer im Interview mit der "Kleinen Zeitung" erklärte. Heute antworten 100 ehrenamtliche Mitarbeitende in der Steiermark auf rund 17.000 Anrufe, 7.700 Chats und 2.600 Mails jährlich und beraten bei psychischen Belastungen wie Einsamkeit, Beziehungsproblemen oder Ohnmachtsgefühlen in Krisenzeiten.
"Die Telefonseelsorge ist ein Seismograf für gesellschaftliche Entwicklungen", so Bauer. Die Breite der Problemlagen habe in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. So steige etwa die Zahl der Single-Haushalte stetig, wodurch es oft an einem Gegenüber zum Austausch fehle. Das Problem Einsamkeit sei aber zu einem Thema geworden, das alle Schichten und Altersklassen betreffe: Pensionistinnen und Pensionisten, denen berufliche Kontakte fehlen, aber auch jüngere Menschen zählten zu den Betroffenen.
Größter Onlineberatungsanbieter Österreichs
Reagiert habe die Telefonseelsorge auf neue Herausforderungen mit Weiterbildungen der Mitarbeitenden, die zusätzlich zur Basisausbildung absolviert werden, und einem breiteren Kontaktangebot. Seit zwölf Jahren gibt es die Möglichkeit eines Online-Chats, die vor allem junge Leute in Anspruch nehmen. Inzwischen habe sich die österreichweite Telefonseelsorge mit ihrem Chat- und Maildienst zum größten Onlineberatungsangebot des Landes entwickelt, wie es auf der Website der Einrichtung heißt. Demnächst will die Telefonseelsorge mit einem Messenger-Dienst starten, um junge Menschen noch besser erreichen zu können, hieß es.
Die "TelefonSeelsorge Graz" sei keine Therapieeinrichtung, wie Bauer gegenüber der "Kleinen Zeitung" betonte, doch für viele "die erste Anlaufstelle". Im Gespräch, Chat oder Mail fänden sie dabei Unterstützung, "existierende Kraftquellen" zu entdecken. Dazu zählten Kontakte zu Freunden oder die Gewissheit, schon einmal eine schwierige Situation gemeistert zu haben. Die Menschen werden auch ermuntert, auf ihr Gegenüber einzugehen und nach "kleinen Leuchtpunkten des Alltags" Ausschau zu halten. "Da geht es um einfache Gesten wie eine Tür aufhalten, jemanden an der Kasse vorzulassen, mit jemandem Blickkontakt aufzunehmen oder ihn einfach anzulächeln", so Bauer.
Die "TelefonSeelsorge Graz" ist eine von der Diözese Graz-Seckau gegründete vertrauliche Seelsorgeeinrichtung, die durch Kirchenbeiträge und von der evangelischen Kirche Steiermark finanziell unterstützt wird. Österreichweit ist die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 rund um die Uhr erreichbar. Chatberatung wird von 16 bis 23 Uhr angeboten, Mails werden innerhalb von 48 Stunden beantwortet. Das Angebot ist vertraulich und kostenlos.
Die Jubiläumsfeier der "TelefonSeelsorge Graz" findet am Donnerstag (20. März), um 18 Uhr, im Minoritensaal Graz statt. Die Festrede wird die Autorin und Bachmann-Preisträgerin Nava Ebrahimi halten. Durch das Programm mit Musik und Expertenbeiträgen führt "Furche"-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl.
(Info: www.telefonseelsorge-graz.at und www.telefonseelsorge.at)
Quelle: kathpress