
Katholische Aktion: "Recht auf Familienleben ist ein Menschenrecht"
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) ist besorgt im Blick auf die Pläne der Bundesregierung, den Familiennachzug bei Asyl gänzlich zu stoppen. "Das Recht auf Familienleben ist ein Menschenrecht und darf nicht durch nationale Gesetzgebung ausgehebelt werden", so KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder und seine beiden Stellvertreter Katharina Renner und Thomas Immervoll in einer Aussendung am Montag. Die Katholische Aktion appellierte an die österreichische Regierung, Familienzusammenführungen wieder zu ermöglichen, die Unterbringung dieser Familien österreichweit besser zu verteilen und damit viel Leid zu verhindern.
Die Zahl der Familienzusammenführungen sinke seit Jahren und sei auch in ihrer Gesamtheit sehr überschaubar. Eine bessere Verteilung der Familien über das Bundesgebiet brächte rasch Entlastung für die sehr geforderte Bundeshauptstadt Wien bzw. andere stärker betroffener Städte, hielten die KAÖ-Verantwortlichen fest. "Wir sehen hier eine Scheindebatte, um Wählerinnen und Wähler vom rechten Rand zufriedenzustellen. Man verkennt, dass diese Art von Symbolpolitik die Entsolidarisierung in der Gesellschaft verstärkt und einzig rechten Hetzern nützt", so Kaineder, Renner und Immervoll.
Darüber hinaus wirke Familie nachgewiesenermaßen integrationsfördernd. Menschen fühlten sich erst dann wirklich angekommen, wenn sie auch die engsten Familienmitglieder in Sicherheit wissen. Erst daraus entstehe die Kraft, "sich in die Gesellschaft einzufügen und den immer lautstark geforderten Beitrag zu leisten", hieß es in der Aussendung.
Ein Stopp von Familienzusammenführungen würde vor allem Frauen schwer treffen, warnten die KAÖ-Verantwortlichen. Solange es keine sicheren Fluchtwege gibt, versuche in der Regel ein männliches Familienmitglied nach Europa zu kommen und nach Erhalt von Asyl die Familie nachzuholen. Dies sei nun nicht mehr möglich, die Frauen müssten in bedrohlichen Lebenssituationen ausharren, meist in desolaten Flüchtlingslagern.
"Das Recht auf Familienleben schützt vor allem die schwächsten Mitglieder, also Frauen und Kinder, und ist die Basis für eine gute Entfaltung aller Familienmitglieder. Eine Einschränkung trifft also Frauen und Kinder besonders hart. Wir denken nicht, dass das im Sinne der Regierung ist", so Kaineder, Renner und Immervoll.
Lokalaugenschein in Bosnien
Die KAÖ untermauerte ihre Forderungen mit Erfahrungen von Vizepräsidentin Renner, die kürzlich gemeinsam mit der humanitären Hilfsorganisation "SOS Balkanroute" in Bosnien an der EU-Außengrenze war und dort mit Menschen sprach, die versuchen, in der EU Asyl zu erhalten.
Die kroatische Polizei verweigere ihnen die Einreise. Viele versuchten monatelang über die Grenze zu kommen, um dann auf EU-Boden Asyl zu beantragen. "Wir hörten Geschichten von Menschen, die in den Grenzfluss gedrängt wurden, ihre Handys wurden zerstört, wichtige Medikamente vernichtet", so Renner. Unter ihnen waren zahlreiche Frauen und Kinder, die auf dem Weg zu ihren Partnern sind.
Renner: "Wenn die reguläre Familienzusammenführung nicht mehr möglich ist, befürchten wir, dass sich viele Frauen mit ihren Kindern aus den Lagern in Griechenland eigenständig auf den gefährlichen Weg machen, um zu ihrem Partner und dem Vater ihrer Kinder zu kommen."
Quelle: kathpress