
Erste bischöfliche Vikarin: "Mut zu Neuem notwendig"
Die Diözese Gurk hat mit Barbara Velik-Frank erstmals in Österreich eine Frau zur Bischöflichen Vikarin bestellt. Seit 1. März ist die 57-jährige Theologin für die Bereiche Kirchenentwicklung und Synodalität zuständig. In einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Ausgabe 16. März) bezeichnete Velik-Frank ihre Ernennung als "starkes symbolisches Zeichen", das zugleich eine Anerkennung für die bisherige Arbeit des Kirchenentwicklungsteams sei. Als Vikarin übernimmt Velik-Frank laut Kirchenrecht eine Stellvertreterrolle für den Kärntner Bischof Josef Marketz in Verwaltungsfragen. "Als bischöflich beauftragte Laien bin ich seit Monatsbeginn in den Themenbereichen Kirchenentwicklung und Synodalität die ausführende Vollmacht", erklärte sie. Dieses "Ministerium" habe es bisher nicht gegeben.
Mit dem von Papst Franziskus initiierten synodalen Weg seien neue Maßstäbe im Miteinander innerhalb der Kirche gesetzt worden, erklärte Velik-Frank: "Der Papst versteht unter Synodalität ein gemeinsames Gehen." Es gehe darum, sich gemeinsam den Herausforderungen der modernen Welt zu stellen, ohne vorschnelle Antworten zu geben. Synodalität bedeute auch, "gemeinsam um Lösungen zu ringen" und Kompromisse zu finden. "Es gilt, in der Spannung der Uneinheitlichkeit auszuharren", so Velik-Frank.
In der Diözese Gurk seien erste konkrete Schritte dieses Prozesses bereits sichtbar. Die Theologin nannte etwa alternative Pfarrleitungsmodelle, die Einführung neuer Ämter und Dienste für Laien, sowie die Förderung von Glaubensinitiativen. Auch Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung zählten dazu.
Als größte Herausforderung für die Diözese Gurk bezeichnete es Velik-Frank, unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen und Gebetspraktiken Raum zu geben, ohne die Einheit zu gefährden - "und trotzdem niemanden vor den Kopf zu stoßen". Und weiter: "Wir müssen unser katholisches Profil schärfen und gleichzeitig vielfältig und offen sein."
Besondere Herausforderungen ortete sie auch in der Pfarrpastoral. "Pfarren können heutzutage nicht eins zu eins nachbesetzt werden", erklärte Velik-Frank. Daher brauche es neue Pfarrverbände, eine stärkere Zusammenarbeit der Dekanate sowie die verstärkte Einbindung ehrenamtlicher Gläubiger. Veränderungen würden allerdings auch Unsicherheiten mit sich bringen: "Deshalb ist Mut zu Neuem notwendig."
Im weiteren Verlauf der Prozesse gelte es, neue Möglichkeiten auszuloten, Kompromisse einzugehen und neue Formen des Miteinanders zu finden. "Wir werden viel Kommunikation brauchen", so Velik-Frank. Es werde Diskussionen und möglicherweise auch Enttäuschungen geben, doch sie hoffe, "dass wir auch da gemeinsam unterwegs sein werden, um die Ziele bestmöglich umzusetzen, die wir im Prozess festgelegt haben".
Barbara Velik-Frank wurde 1968 in Wien geboren, ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Töchter. Nach ihrem Studium der katholischen Fachtheologie und Religionspädagogik war sie u.a. in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sowie als Religionslehrerin tätig. Seit 2014 arbeitet sie für die Diözese Gurk, zuletzt übernahm sie die Leitung des Lehrgangs für diözesane Pastoralassistent:innen.
Quelle: kathpress