
ORF-Religionsjournalistin Schwabeneder gestorben
Die frühere ORF-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder ist in der Nacht auf Freitag im Alter von 69 Jahren verstorben, wie religion.orf.at am Freitag berichtete. Betroffen über den Heimgang der bekannten Religionsjournalistin zeigten sich Verantwortliche des ORF und der Kirche. So bekundete Kardinal Christoph Schönborn sein "herzliches Beileid zum unerwarteten Heimgang von Mathilde Schwabeneder" und schrieb via Social Media: "Durch viele Jahre durfte ich sie als Rom- und Vatikanjournalistin des ORF erleben. In den spannenden Momenten der jüngeren Kirchengeschichte habe ich sie als kompetente Journalistin erlebt. Es war immer eine Freude, ihr Rede und Antwort zu stehen. Sie war eine beeindruckende Journalistin und ein warmherziger Mensch. Ich gedenke ihrer in Trauer und Dankbarkeit."
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann würdigte die verstorbene Rom-Korrespondentin in einer ersten Reaktion als eine "besonders integre und herausragende ORF-Journalistenlegende, die das ORF-Publikum über viele Jahre hinweg als Religionsjournalistin und Korrespondentin über die Geschehnisse in Italien, Rom und besonders aus dem Vatikan informiert hat." Schwabeneder habe "mit größter Kompetenz, die religiösen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen analysiert und verständlich gemacht - durch sensiblen, seriösen und respektvollen Journalismus.
Die 1956 geborene Radio- und TV-Journalistin war u.a. in der ORF-Hauptabteilung Religion tätig. Barbara Krenn, Chefin der Hauptabteilung Religion und Ethik multimedial, hob die verstorbene Journalistin als "zentrale Säule" für die gesamte Religionsberichterstattung des ORF hervor. Schwabeneder habe ihre besondere Aufmerksamkeit dorthin gelenkt, "wo Menschenrechte verletzt, Menschenwürde mit Füßen getreten werden". Auch als Kollegin sei sie zur Stelle gewesen, wenn sie gebraucht worden sei: "Wir haben sie nicht nur als Journalistin, sondern auch als Mensch sehr geschätzt. Wir sind sehr traurig!"
Auch Paul Wuthe, Medienreferent der Bischofskonferenz und Kathpress-Chefredakteur würdigte die ehemalige ORF-Rom-Korrespondentin: "Mathilde Schwabeneder war nicht nur eine hochprofessionelle Religionsjournalistin und ein verlässliches Gegenüber für kirchliche Medienverantwortliche, sie war auch ein wunderbarer Mensch." Als TV-Kommentatorin habe sie viele Jahre "kompetent und verlässlich nicht nur über alle wichtigen Ereignisse direkt aus dem Zentrum der katholischen Weltkirche berichtet, sondern auch insgesamt drei Päpste immer wieder auf ihren zahlreichen Pastoralbesuchen rund um den Globus begleitet". Als regelmäßigen Fixpunkt ihrer Tätigkeit hob Wuthe die Übertragung und Kommentierung großer Gottesdienste mit dem Heiligen Vater zu Ostern und zu Weihnachten hervor. Schwabender sei so "für viele in Österreich eine vertraute und geschätzte journalistische Begleiterin bei kirchlichen Ereignissen" geworden.
Seit 1995 beim ORF
Schwabeneder wurde 1956 in Linz geboren. Mit 19 Jahren heiratete sie und brachte ihren Sohn Lucas zur Welt. Die ausgebildete Logopädin übersiedelte 1983 nach Rom, wo sie an der Universität "La Sapienza" Romanistik studierte und promovierte. Von 1992 bis 1995 arbeitete sie in der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. Die Journalistin sprach Italienisch, Spanisch, Englisch und Französisch.
Seit 1995 war Schwabeneder Mitarbeiterin des Österreichischen Rundfunks. Zunächst arbeitete sie in den Bereichen Information und Religion für den Radiosender Österreich 1. 1999 wechselte sie zum ORF-Fernsehen in die TV-Hauptabteilung Religion, wo sie neben ihrer Kommentatorinnentätigkeit als Interviewerin und Sendungsgestalterin tätig war. Vom 1. Oktober 2007 bis Ende Juni 2020 arbeitete sie als Korrespondentin in Rom und Leiterin der ORF-Außenstelle, die für die Berichterstattung aus Italien, dem Vatikan und Malta zuständig war. Bekannt wurde sie u.a. als Kommentatorin großer katholischer Ereignisse, wie den Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. und der Amtseinführung von Papst Benedikt XVI.
Schwabeneder führte u.a. Interviews mit dem Dalai Lama, mit Cat Stevens alias Yusuf Islam, mit der Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai und mit dem Buddhisten und US-Schauspieler Richard Gere. Als Interviewerin war sie auch in der ORF-"Pressestunde" zu sehen. Die Rom- und Vatikan-Kennerin ist zudem Bauchautorin, etwa von "Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers" (2015) und das 2020 erschienene "Sie packen aus - Frauen im Kampf gegen die Mafia".
Abt Eckerstorfer tief betroffen
Tief betroffen vom Tod Mathilde Schwabeneders hat sich am Freitag auch Abt Bernhard Eckerstorfer vom Stift Kremsmünster gezeigt. "Ich habe Mathilde Schwabeneder in ihrer aktiven Zeit in Rom als fachlich kompetent und menschlich überaus einfühlsam erlebt", so Eckerstorfer. "Schwabeneder ging es nicht um billige Schlagzeilen, sondern um Recherche, Hintergrundinformationen und die Relevanz von Sachfragen für die Menschen."
Eckerstorfer war von 2019 bis vor Kurzem Rektor des Päpstlichen Athenäums Sant'Anselmo, der internationalen Benediktinerhochschule in Rom, und in regelmäßigem Kontakt zur ORF-Journalistin. Die Begleitung unzähliger Papstreisen habe sie beeindruckt, "denn dadurch hat sie die Päpste in ganz verschiedenen Kontexten erlebt und die Situation der Weltkirche in unterschiedlichen Facetten hautnah kennen gelernt".
Der Abschied von Rom sei Schwabeneder nicht leicht gefallen. Gerne sei sie auch immer wieder zurückgekehrt und habe viele Kontakte weiter gepflegt. Schon in Pension habe Schwabeneder mit ihm, Eckerstorfer, einmal auf ORF III den Kreuzweg mit Papst Franziskus kommentiert und ihm bekannt, wie sehr sie diese liturgische Feier im Kolosseum stets beeindruckt hat. "Nun ist sie selbst an einem Freitag der Fastenzeit gestorben und ich wünsche ihr, dass sie nun das erleben darf, was sie lebendig schilderte: über die Leiderfahrungen und Tod hindurch das neue Leben", so der neue Abt von Kremsmünster.
Quelle: kathpress