
Wien: Fastensuppenessen der Frauenbewegung für mehr Klimagerechtigkeit
"Frauen des Globalen Südens sind vom Klimawandel besonders betroffen und gleichzeitig sind sie die wichtigsten Akteure für mehr Klimagerechtigkeit." Mit diesen Worten hat die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfbö) Österreichs, Angelika Ritter-Grepl, das Kernanliegen des diesjährigen Benefiz-Suppenessens beschrieben, zu dem sie gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig am Mittwochabend ins Wiener Rathaus geladen hatte. Stadt und Land Wien wollten damit bewusst ihre Unterstützung für die Anliegen der Frauenbewegung zum Ausdruck bringen, betonte Ludwig, der unterstrich: "Gerade in den Ländern des Südens, aber auch hier bei uns, bilden Frauen das Rückgrat der Gesellschaft."
Wien nehme Klimagerechtigkeit, das von der Frauenbewegung gewählte Schwerpunktthema für die diesjährige "Aktion Familienfasttag", sehr ernst, beteuerte Ludwig. Es sei ihm als Bürgermeister zudem wichtig, dass Wien ein Ort des friedlichen Miteinanders der Religionen sei. Ludwig abschließend: "Fasten ist eine Gelegenheit, wieder reinen Tisch zu machen und sich zu vergewissern, was im Leben wichtig ist."
Seit Jahrzehnten setzt sich die Frauenbewegung für Gleichstellung in Kirche und Gesellschaft ein, betonte die kfbö-Vorsitzende in ihrem Statement vor zahlreichen Verantwortlichen aus Politik und Kirche sowie Frauen- und Entwicklungshilfe-Organisationen. Klimagerechtigkeit stünde so wie im vergangenen Jahr im Zentrum der von der Familienfasttagsaktion geförderten Projekte, weil es sich dabei nicht nur um eine ökologische Thematik, sondern auch um die "wichtigste soziale Frage der Gegenwart" handle.
Fasten, Umkehr, Schenken
Fasten und Verzicht seien kein Selbstzweck, führte Ritter-Grepl aus. Aus christlicher Sicht habe Fasten immer Umkehr zum Ziel, "und Umkehr heißt heute Systemwandel". Richtig verstandener Verzicht und Fasten brauchten auch die Bereitschaft zum Teilen und Verschenken, denn: "Schenken zählt zu den ältesten Kulturtechniken kollektiver Glücksproduktion." Dies sei auch der Sinn eines Benefiz-Suppenessens unter dem Motto "Teilen spendet Zukunft".
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl - er ist in der Bischofskonferenz für die Katholische Frauenbewegung zuständig - erinnerte im Blick auf Klimagerechtigkeit an das "Grundlagenbuch" für Christen: "Schon ganz am Beginn der Bibel ist davon die Rede, dass dem Menschen die Schöpfung anvertraut ist, um sie zu bewahren und weiterzugeben." Und Militärbischof Werner Freistetter, der österreichweit für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit zuständig ist, betonte die Notwendigkeit von Struktur- und Gesinnungsreform zur Bewältigung sozialer und ökologischer Probleme. Er, Freistetter, vertraue aus eigener Erfahrung dabei auf die vielen Frauen des Globalen Südens, "die sich mit einer unglaublichen inneren Kraft" für etwas einsetzen können.
Vorgestellt wurde auch ein von der kfbö unterstütztes Projekt, bei dem sich das Frauennetzwerk "Sercoldes" in Kolumbien erfolgreich gegen den Raubbau in einem indigenen Territorium Amazoniens einsetzt. Die Sinnhaftigkeit dieser Art von Projekten unterstrichen mit kurzen Statements die Kolumbien-Forscherin Prof. Marcela Torres Heredia, die Klimaforscherin Prof. Helga Kromp-Kolb und die Verantwortliche für die Aktion Familienfasttag, Anna Raab. Doris Schmidauer, Gattin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, betonte, dass die Projekte der kfb "Hilfe zur Selbsthilfe" ermöglichten.
Zum Fastensuppenessen gekommen waren auch Wiens Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál, die früheren Bundesministerinnen Leonore Gewessler und Maria Rauch-Kallat, ÖGB-Vizepräsidentin Romana Deckenbacher sowie der Wiener Weihbischof Franz Scharl und Bischofskonferenz-Generaksekretär Peter Schipka. Zum Abschluss luden Schülerinnen der Tourismusschulen "Modul" der Wirtschaftskammer Wien zum Suppenessen.
Hilfe für Frauen in Kolumbien
Zu Beginn der vorösterlichen Fastenzeit finden in ganz Österreich zahlreiche Benefizsuppenessen der kfbö im Rahmen ihrer entwicklungspolitischen "Aktion Familienfasttag" statt. Der Erlös kommt den rund 70 geförderten Hilfsprojekten der kfbö zugute, die vorrangig die Lebenschancen von Frauen verbessern sollen. Besonders im Blick sind heuer das Thema Klimagerechtigkeit und das Schwerpunktland Kolumbien.
So unterstützt der Familienfasttag 2025 die Partnerorganisation "Sercoldes", die indigene und afro-kolumbianische Frauen in schwierigen Lebenssituationen begleitet. Die Frauen erhalten Zugang zu Bildung, wirtschaftlicher Unabhängigkeit und politischer Teilhabe. Zudem werden sie ermutigt, sich aktiv für Friedensprozesse und den Umweltschutz einzusetzen. Kolumbien gilt als sehr gefährlich für Umweltschützerinnen und -schützer. 79 von ihnen wurden nach Angaben des Global Witness Report im Jahr 2023 ermordet.
(Info zum Familienfasttag: www.teilen.at)
Quelle: kathpress