
Linzer Ursulinenkirche wird in Fastenzeit erneut zum Kunstort
In der Linzer Ursulinenkirche werden während der Fastenzeit erneut ortsspezifische Kunstwerke präsentiert. Unter dem Leitthema "Memento Mori" ("Gedenke des Todes") zeigt eine Ausstellung von Aschermittwoch (5. März) bis Karfreitag (18. April) Werke der renommierten österreichischen Kunstschaffenden Nicole Six und Paul Petritsch sowie Werner Reiterer. Die Kunstinstallation wird gemeinsam vom Forum St. Severin, der Ursulinenkirche und dem Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz veranstaltet. Ziel sei, "existenzielle Fragen aufzuwerfen, die beim Besuchen zum Nachdenken anregen", wird Kuratorin Martina Gelsinger in einer Aussendung vom Dienstag zitiert.
Die Ausstellung setzt sich mit dem Kreislauf des Lebens auseinander und schafft in der barocken Ursulinenkirche Momente der Reflexion, Unterbrechung und Überraschung. Die von Six und Petrisch geschaffene Filminstallation "Das menschliche und das tierische Wesen" stammt bereits aus dem Jahr 2009 und kehrt nun nach 16 Jahren in den sakralen Raum zurück. Auf vier Monitoren sind in langsamen Kamerafahrten Tiere zu sehen, die sich im Kirchenraum bewegen: Ziegen, Schafe, ein Esel, ein Rabe und ein Kauz.
Die Arbeit hinterfragt die Grenze zwischen Mensch und Tier und thematisiert die Koexistenz aller Lebewesen. "Die Zeit, in der der Mensch sich als Beherrscher der Natur verstand, ist vorbei. Heute geht es um Teilhabe und Koexistenz aller Wesen - in Kirchen und im Alltag", so Six und Petritsch. Der Raum der Ursulinenkirche wird dabei selbst zu einem lebendigen Akteur: "Die Tiere schreiben sich in den Kirchenraum ein, sie verändern die Wahrnehmung und eröffnen neue Perspektiven auf diesen besonderen Ort", erklärt das Künstlerduo.
In der Krypta der Kirche setzt Werner Reiterer mit seiner Wandzeichnung "Terra" ein starkes Zeichen. Die Unterkirche, einst Begräbnisstätte der Ursulinen, wird hier zum Schauplatz einer symbolischen "Grabplatte" für die Erde. Reiterer trägt das Geburts- und Sterbedatum unseres Planeten ein - basierend auf astrophysikalischen Berechnungen: "Die Erde ist 4,54 Milliarden Jahre alt und wird in etwa 6 Milliarden Jahren von der Sonne verschlungen werden. Es ist an der Zeit, dass wir unserem Planeten eine Grabinschrift widmen", so der Künstler.
"Die Sprache der Kunst wird in Beziehung gesetzt zum Kirchenraum und zu den Fragen unserer Zeit", erklärt Angelika Stummer, Verantwortliche für die Ursulinenkirche, die Bedeutung dieser Projekte. Die Ursulinenkirche verstehe sich "nicht als Museum, sondern als lebendiger Ort des Dialogs zwischen Theologie, Ästhetik und Gesellschaft". Besucher seien eingeladen, sich von den Werken inspirieren zu lassen und in einen Austausch über Leben, Tod und die Vergänglichkeit der Schöpfung zu treten.
Offiziell eröffnet wird die Ausstellung am Mittwoch nach der Aschermittwochsliturgie um 19 Uhr im Beisein der Künstler. Neben regelmäßigen Führungen wird es auch Kunstgespräche mit den Beteiligten geben. Abschließend findet am Karfreitag, 18. April, ein Concert Spirituel mit Werken von John Stainer in der Ursulinenkirche statt.
Quelle: kathpress