
Wien: Kunstinstallation in Kirche erinnert an NS-Märtyrer P. Reinisch
Eine bemerkenswertes Kunstwerk begleitet den "ökumenischen Aschermittwoch" und damit beginnende Fastenzeit in der ältesten Kirche Wiens: Die Installation "Geköpft" des Südtiroler Bildhauers Lois Anvidalfarei ist in der Apsis der in der Innenstadt gelegenen Ruprechtskirche zu sehen. Die überdimensionale Bronzeskulptur zeigt einen Kopf aus Bronze, der am Boden liegt. Sie erinnert an den Palottinerpater Franz Reinisch, den einzigen Priester, der den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigert hat und der dafür 1942 hingerichtet wurde.
"Anlässlich des 80. Jahrestages des Kriegsendes ruft die Installation diesen Gerechten ins Gedächtnis, der im NS-Regime sein Leben lassen musste", heißt es seitens der Veranstalter der am Mittwoch um 19 Uhr beginnenden Feier in St. Ruprecht, die von Kirchenrektor Alois Riedlsperger und der evangelischen Theologin Dorothea Haspelmath-Finatti geleitet wird. Die Gemeinde in der ältesten Kirche Wiens setzt sich regelmäßig mit zeitgenössischer Kunst auseinander und bezieht diese in die Liturgie mit ein. So wird auch die von Christoph Cremer kuratierte Installation "Geköpft" im Rahmen der Veranstaltung eröffnet und dann bis Anfang Mai zu sehen sein.
Der Kopf zeigt nicht das Porträt von Franz Reinisch, sondern stellt laut seines Schöpfers Anvidalfarei "das Studium eines abgetrennten Kopfes im letzten Lebenskampf" dar und stehe "stellvertretend für alle ungerechten Todesfälle". Der Künstler verstehe sein Werk als Mahnmal dafür, dass dem blutigsten Jahrhundert der Geschichte, das gerade erst vorbei ist, "hoffentlich nicht noch ein blutigeres" folgt. Gleichzeitig spiegelt sich für Anvidalfarei in dem geschundenen Kopf auch Schönheit - ein Wunder der Natur: "Mich als Bildhauer interessiert der Körper, dieser Kopf, diese Existenz." Diesem "Menschsein" habe er Form geben wollen. (Infos: www.ruprechtskirche.at)
Quelle: kathpress