
Lackner: "Seelische Insolvenzen" erfordern Kurskorrektur
Schulden und Zahlungsunfähigkeiten gibt es derzeit nicht nur in der Wirtschaft zuhauf, wie der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in seinem heurigen Fastenhirtenbrief feststellt. Er ruft einerseits im Blick auf die vielen Menschen, die von wirtschaftlichen Nöten betroffen sind, zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Andererseits hält er fest: "Zahlungsunfähigkeiten, Insolvenzen seelisch-geistiger Natur beschäftigen uns auch als Kirche, als Gesellschaft, in der der Glaube zunehmend erodiert", schreibt Lackner wörtlich. Er verweist auf Kardinal Christoph Schönborn, der kürzlich die Anfrage stellte: "Wir wollen, dass Österreich christlich bleibt - aber was tun wir dafür?"
Die Fastenzeit ist für Lackner eine gute Gelegenheit, dieser Frage nachzuspüren: Diese Bußzeit rufe zur Umkehr auf. Umkehr meine dabei aber nicht zwingend ein "Zurückgehen", sondern "eine Kurskorrektur nach oben hin". Mit anderen Worten: "Wir bringen die Insolvenz unserer Seele vor Gott, den himmlischen Gläubiger, von dem wir nicht nur Recht, sondern vor allem Barmherzigkeit erbitten."
Erzbischof Lackner geht in seinem Schreiben vor allem auch auf das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr 2025 hin. Heiligkeit scheine in der gegenwärtigen Zeit nicht "en vogue" zu sein. Doch Heiligkeit weise über diese Existenz hinaus, "sie scheint gleich einem hellen Licht durch einen Vorhang in unser Dasein; sie geschieht in der Berührung mit Gott", so der Erzbischof: "Wenn wir genau hinsehen, vermögen wir sie rund um uns herum zu erkennen, im Kleinen und Alltägliche, in den guten und barmherzigen Taten so vieler - ganz so, als würfe sie in solch gelebter Barmherzigkeit ihren Schatten in unsere Welt."
Heiligkeit "ist kein Etikett und kein Prädikat, sie ist eine Gnade, in der Gott in unser Leben hineinreicht", so Lackner. Er verweist auf Papst Franziskus, der in seinem Schreiben "Gaudete et exsultate" über die Heiligkeit festgehalten hat: "Fürchte dich nicht davor, höhere Ziele anzustreben, dich von Gott lieben und befreien zu lassen. Fürchte dich nicht davor, dich vom Heiligen Geist führen zu lassen. Die Heiligkeit macht dich nicht weniger menschlich, denn sie ist die Begegnung deiner Schwäche mit der Kraft der Gnade."
Er frage sich, so Erzbischof Lackner weiter, "ob es heute nicht zuweilen das Heilige, ja, Gott selbst ist, der uns verloren gegangen ist. Ihn zu suchen und zu finden, müssen wir vielleicht einige Dinge zurücklassen. Aber wenn wir ihn gefunden haben, wird die Freude übergroß sein."
Quelle: kathpress