
Schwertner: Kampf gegen Terror darf kein "Wir gegen die Anderen" sein
Nach den jüngsten Anschlägen in Villach am Samstag und zuvor im deutschen Anschaffenburg und München hat der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner zu einer besonnenen und differenzierten Auseinandersetzung mit den Taten aufgerufen. Der Terror dürfe nicht dazu missbraucht werden, gesellschaftliche Gruppen gegeneinander auszuspielen, schrieb er am Montag auf Facebook. "Terror soll immer Hass schüren und spalten, Menschen gegeneinander in Stellung bringen und zu noch mehr Gewalt führen", erklärte Schwertner. Dem gelte es entgegenzuwirken.
Die Anschläge hätten deutlich gemacht, dass Terror keine Grenzen kennt und Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Nationalität trifft, schrieb Schwertner. Er erinnerte daran, dass in Aschaffenburg der Täter ein Afghane war, die Opfer ein Deutscher und ein zweijähriges marokkanisches Kind, unter den drei Verletzten sei auch ein zweijähriges Mädchen aus Syrien. Auch in München stamme der Täter aus Afghanistan, getötet worden sei eine algerisch-stämmige Frau und ihr Kind, 39 Deutsche wurden verletzt. In Villach war der Täter Syrer und das Todesopfer ein 14-jähriger Österreicher, wobei ein weiterer Syrer mit enormer Zivilcourage weitere Verletzte und Tote verhindert habe.
Schnelle Schuldzuweisungen und Generalverdächtigungen gegen ganze Bevölkerungsgruppen seien verfehlt, befand der Wiener Caritas-Direktor. Zwar müsse die Radikalisierung junger Männer - insbesondere durch islamistische Ideologien über soziale Medien - genau analysiert werden, doch dürfe dies nicht in Pauschalverurteilungen von Geflüchteten oder bestimmten ethnischen Gruppen münden.
"Es geht nicht um 'Wir gegen die Anderen', das ist kein Kampf 'Deutsche/Österreicher gegen Ausländer, Asylanten, Migranten, Flüchtlinge' oder umgekehrt, 'Muslime gegen Christen/Juden/Ungläubige' oder umgekehrt. Dieser Terror tötet. Dieser Terror tötet Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion", unterstrich Schwertner.
Der Caritas-Direktor plädierte für eine Form des konsequenten Kampfes gegen Extremismus, Gewalt und Ausgrenzung, bei der keine neue Spaltungen in der Gesellschaft erzeugt würden: "Wer jetzt aus starken Emotionen heraus einfache Lösungen fordert und umsetzen will, wird einmal mehr scheitern. Es gibt diese vermeintlich einfachen Antworten schlicht nicht, auch wenn wir uns diese wünschen." Entscheidend sei vielmehr ein gemeinsames Vorgehen gegen Terror, das Prävention, soziale Integration und Sicherheitsmaßnahmen gleichermaßen umfasse.
Caritas-Präsidentin: Gewalt in keiner Form tolerierbar
Auch Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler schrieb in einer Stellungnahme am Montag: "Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und allen, die durch diese grausame Tat erschüttert wurden. Wir sind tief betroffen, wütend und traurig."
Gewalt sei in keiner Form tolerierbar, "und es ist unerlässlich, dass alle rechtlichen Möglichkeiten genutzt werden, um solche Verbrechen zu verhindern". Weiters wies Tödtling-Musenbichler darauf hin, dass auch der Schutzstatus aberkannt werden kann, "wenn die Voraussetzungen gegeben sind". Das Attentat in Villach dürfe jedoch nicht zu Pauschalverurteilungen führen - "weder gegenüber Syrer*innen noch gegenüber anderen Volksgruppen oder Schutzsuchenden".
Generalverdacht ersetze keine Präventions- und Integrationsarbeit, "sondern untergräbt den gesellschaftlichen Zusammenhalt", so die Caritas-Präsidentin. Und weiter: "Als Caritas stehen wir für eine Gesellschaft, die Sicherheit mit Menschlichkeit verbindet."
Quelle: kathpress