
Initiative fördert weibliche Perspektiven in der Liturgie
Obwohl die kirchliche Liturgie seit Jahrhunderten vorwiegend von Männern entwickelt, überliefert sowie gestaltet wurde und wird, ist "die Mehrheit der Menschen im Gottesdienst jedoch weiblich", wie die Frauenkommission der Diözese Linz am Mittwoch in einer Aussendung feststellte. Die Frauenkommission veröffentlicht daher seit 25 Jahren "Frauenpredigten", um den spirituellen Erfahrungen und Lebenswelten von Frauen in Gottesdiensten einen "selbstverständlichen Platz" zu bieten. Die Initiative umfasst heute 212 Frauenpredigten, die auf der Website der Kommission (www.dioezese-linz.at/frauenkommission) sowie auf dem im deutschsprachigen Raum wichtigen Predigtforum (www.predigtforum.com) zugänglich sind.
"In Frauenliturgien entdecken und feiern Frauen Gottes Gegenwart in vielfältigen Formen und bringen ihre Beziehung zu ihr:ihm in einer frauengerechten Sprache zum Ausdruck", beschrieb Maria Eicher, die Autorin der ersten Frauenpredigt, in der Aussendung die Intention des Projekts. Laut Brigitte Gruber-Aichberger, Vorsitzende des Pastoralrates der Diözese Linz, geht es in dem Projekt aber nicht nur darum, dass auch Frauen predigen dürfen, sondern auch um "die Qualität der Verkündigung". Letztere beginne "beim Wahrnehmen der Lebensrealität der Zuhörenden, damit diese - Frauen und Männer in gleicher Weise - sich angesprochen und gemeint wissen, offen werden und die Botschaft als Ermutigung und Anstoß für den Alltag annehmen zu können".
2005 auch "Frauenperikopen" eingeführt, bei denen Bibelstellen ausgewählt wurden, in denen Frauen eine zentrale Rolle spielen. Der Alternativleseplan, der diese Perikopen enthält, bietet eine breitere Perspektive auf heilige Texte. Laut Magdalena Welsch, Frauenbeauftragte der Diözese Linz, ist das Interesse an diesen Materialien nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern aus dem gesamten deutschen Sprachraum hoch.
"Frauen predigen erfrischend anders"
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Zahl der Predigtbeiträge durch Frauen kontinuierlich erhöht. Redemptoristenpater Hans Hütter, Redakteur des Predigtforums, meinte dazu: "Frauen predigen erfrischend anders". Das Projekt hat nicht nur in Linz, sondern auch im deutschsprachigen Raum viele Interessierte gefunden. Laut Hütter werden die Predigtunterlagen sowohl für die persönliche Spiritualität als auch die Gottesdienstvorbereitung genutzt.
Künftig möchte die Frauenkommission besonders jüngere Predigtschreiberinnen ansprechen. Unterstützt werden angehende Predigtschreiberinnen vom Fachbereich Liturgie der Diözese Linz: "Die Frauenpredigten sind theologisch und bibelwissenschaftlich fundiert und zugleich lebensnah" und seien "von Frauen, aber nicht nur für Frauen geschrieben", so der Fachbereichsleiter Michael Zugmann.
Quelle: kathpress