
Bildungsministerium: "Dämonen" zum Wissenschaftsbuch des Jahres gekürt
Das Buch "Dämonen. Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs" ist vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) am Dienstag zum besten Wissenschaftsbuch des Jahres gewählt worden. Die erste, mit zahlreichen Illustrationen versehene Gesamtdarstellung über Dämonen, Dämonenglaube, Besessenheit und Praktiken des Exorzismus in Österreich des Historikers Gerhard Ammerer, der Religionswissenschaftlerin Nicole Bauer und des Soziologen Carlos Watzka konnte in der Kategorie Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften überzeugen. Bundesminister Martin Polaschek gratulierte auch den übrigen Autorinnen und Autoren der Siegerbücher aus den Kategorien Naturwissenschaft und Technik, Medizin und Biologie sowie Junior-Wissensbücher.
Die rituelle Austreibung von Dämonen aus angeblich vom Teufel besessenen Menschen habe in Österreich eine lange Geschichte. Eine umfassende Gesamtstudie zu Exorzismen, die hierzulande bereits seit 1600 belegt sind, habe bisher aber gefehlt, hieß es in der Laudatio. Ammerer, Bauer und Watzka hätten mit ihrer Studie "von beachtlichem Umfang" diese große Forschungslücke geschlossen.
Die katholische Kirche habe stets auf der Existenz der Dämonen insistiert, und nach wie vor sei Exorzismus ein virulentes Phänomen, da bis heute nicht wenige Menschen an die Wirkung der Riten glaubten, wurde in der Laudatio betont. Die Autoren hätten mit ihrem Buch eine kritische Begutachtung des Themas aus zeit-, mentalitäts- und religionsgeschichtlicher sowie psychologischer Sicht abseits von esoterischen oder fundamentalistischen Überzeugungen vorgelegt.
Das Buch "Dämonen" nimmt unter anderem die Steiermark in den Blick, in der es unter den Habsburgern ein gesteigertes Interesse des innerösterreichischen Hofes an Exorzismen gab. "Die steirische Linie der habsburgischen Dynastie war bei der Unterbringung, Betreuung und Behandlung der Besessenen unmittelbar und aktiv involviert", heißt es in der Beschreibung des Buchs. Die Darstellung des Phänomens Exorzismus in Österreich reicht vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart, in der noch immer Menschen glauben, vom Teufel besessen zu sein. Darüber Aufschluss geben nicht zuletzt Interviews mit einem aktiven Exorzisten aus der Steiermark, informiert der Buch-Klappentext.
Gerhard Ammerer unterrichtete am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg, seit 2014 ist er Mitglied der Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2019 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen. Nicole Bauer ist Religionswissenschaftlerin und Psychotherapeutin sowie Leiterin des FWF-Projekts "Gender & the Bible" am Institut für Religionswissenschaft der Universität Graz. Zudem ist sie Vorständin der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaft. Carlos Watzka ist Soziologe und Historiker. 2009 war er Professor für empirische Sozialforschung in Ingolstadt, seit 2020 Professor für Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud Privatuniversität in Linz.
(Info: https://www.wissenschaftsbuch.at/)
Quelle: kathpress