Tag des Judentums: Katholische Aktion "gegen jeden Antisemitismus"
Zu einem entschiedenen Auftreten gegen jede Form des Antisemitismus und zu Solidarität mit dem Judentum hat die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) aufgerufen. "Wir werden immer solidarisch sein mit Jüdinnen und Juden und für sie und ihre Religion einstehen, in jahrtausendealter Verbundenheit", hieß es in einer Aussendung der KAÖ-Spitze zum kirchlichen "Tages des Judentums" (17. Jänner). Im Blick auf den steigenden Antisemitismus hielten KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder und seine Vizes Katharina Renner und Thomas Immervoll weiters fest, dass Bedrohungen gegen das Judentum und seine Anhänger "auch Bedrohungen gegen uns, unsere Freiheit und unsere Gesellschaft" seien.
Den Antisemitismus bezeichneten die KAÖ als "negativer Seismograph": Er deute auf das "Erstarken neuer Kräfte, die Verschwörungstheorien propagieren, irrationale Erklärungsmuster für wahr halten und Gesellschaft gestalten entlang des Sündenbockmechanismus und damit entlang von Spaltung und Ausgrenzung". Die Katholische Aktion Österreich sehe es als ihre besondere Aufgabe, dagegen aufzutreten.
Gerade in Zeiten von wieder steigendem Antisemitismus und vielfachen Bedrohungen von Jüdinnen und Juden sei der "Tag des Judentums" eine Einladung zur Reflexion, so Kaineder, Renner und Immervoll. Das Christentum sei mit dem Judentum "aufs Engste verbunden" und beide Religionen stellten eine Gemeinschaft mit "derselben Wurzel und derselben DNA" dar. Sichtbar werde diese Verbundenheit nicht nur in der Feierpraxis, sondern auch gesellschaftspolitisch: "Der Wert des Menschen, der Wert des Lebens steht in unseren Religionen an höchster Stelle", so die KAÖ. Daher gelte der aus dem Talmud entnommene Spruch "Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt" auch für das Christentum.
Auch die Botschaft vom "menschenfreundlichen Gott" gehe auf eine Zeit lange vor dem Christentum zurück, heißt es in der Aussendung weiter. "Wir beten gemeinsam zu einem Gott, der sich mit uns verbunden fühlt und der uns zur Seite steht. Jedes Vorurteil, jedes Ressentiment gegenüber Juden bringt uns somit weiter weg von unserem eigentlichen Kern, von dem, was für uns Christen zentral ist." Wer die enge Verbundenheit von Christentum und Judentum lösen wolle, könne dies nur "zum Preis des Abweichens von der eigenen Botschaft" tun.
Zugleich gebe es jedoch auch eine "Schuld an unseren jüdischen Brüdern und Schwestern" aufseiten des Christentums und seiner Vertreter, so die Stellungnahme der KAÖ, die darin eine Verantwortung sieht: "Wir stehen dafür ein, innerhalb der Kirche und der Liturgie ein Bewusstsein für antisemitische Gedanken und Texte aus der Geschichte kommend zu schaffen und sie in Folge nicht mehr zu verwenden."
Bereits zum 26. Mal erinnern die Kirchen in Österreich heuer mit dem "Tag des Judentums" am 17. Jänner an die enge Verbindung des Christentums mit dem Judentum. Der Gedenktag, im Jahr 2000 vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) eingeführt, soll das Bewusstsein für diese "Weggemeinschaft" und die gemeinsamen Wurzeln wecken. In den Gottesdiensten und weiteren Gedenk- und Lernveranstaltungen an diesem Tag wird auch das Unrecht an jüdischen Menschen und ihrem Glauben in der Geschichte thematisiert.
Quelle: kathpress