Schönborn: Not sehen und Nähe zu den Menschen suchen
Im Rahmen seines Dankfestes am 18. Jänner im Stephansdom bittet Kardinal Christoph Schönborn um Spenden für die St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien und ein Altenheim in Syrien. Im Interview mit Kathpress und den Medien der Erzdiözese Wien und darauf angesprochen, dass ihm Menschen in schwierigen Situationen schon immer ein Anliegen waren und sind, meinte der Erzbischof: "Es sind immer Begegnungen. Als ich ein junger Dominikaner war, um die 21 Jahre, steht ein Obdachloser vor der Klosterpforte. Mit einem anderen Mitbruder hören wir uns seine Geschichte an. Und haben uns dann sehr, sehr engagiert dafür, dass er im Kloster eine Zeit lang aufgenommen wurde, damit er eine Herberge hat. Das war sicher eine sehr markierende Begegnung."
Es sei ihm immer wichtig gewesen, "hinzuschauen und den Menschen zu begegnen mit ihren Schicksalen, die sehr oft nicht lösbar sind. Aber eine Nähe zu ihnen ist möglich."
Schönborn nahm auch sehr offen zum Tod seines Neffen Stellung, der an einer Überdosis Drogen verstorben ist: "Die Trauer ist geblieben und gleichzeitig ist sie verbunden mit einem ganz tiefen Trost und dem Wissen, dass Probleme nicht immer auf Erden lösbar sind. Meine Schwester hat das sehr schön in ein Wort geprägt. Als ich ihr die Nachricht geben musste, dass mein Neffe, ihr Sohn, den Drogentod gestorben ist, hat sie gesagt: "Wir haben uns um ihn bemüht, so gut wir konnten. Nun hat Jesus gesagt: 'Jetzt kümmere ich mich um ihn.'"
"Christus ist der Herr der Geschichte"
Angesichts zahlreicher Umbrüche in Gesellschaft und Kirche zeigte sich Schönborn trotz allem hoffnungsvoll: "Für mich geht es um die Hoffnung. Die Hoffnung ist eine andere Dimension als Pessimismus oder Optimismus. Weil sie damit rechnet oder darauf hofft, darauf vertraut, dass die Geschichte nicht nur von uns Menschen gemacht wird und geschrieben wird."
Europa sei eindeutig im Abschwung; wirtschaftlich, demografisch, kulturell und auch religiös. "Es ist eine Zeit, die man durchaus diagnostizieren kann als eine Zeit des Niedergangs - ohne moralische Wertung", so Schönborn. Aber der Glaube sei damit nicht am Ende. Es kämen laufend Menschen auch neu zum Glauben. "Wer sind diese 13.000 Erwachsenen, die in Frankreich zu Ostern im letzten Jahr um die Taufe gebeten haben? Was passiert da?" Letztlich vertraue er darauf, "dass Christus der Herr der Geschichte ist". Nachsatz: "Das kann ich nicht beweisen, aber das glaube ich."
Verteidigung von "Tod und Teufel"
Schließlich kam das Gespräch auch noch auf Schönborns Freundschaft mit Peter Turrini zu sprechen; exemplarisch für viele exponierte Persönlichkeiten, zu denen der Kardinal vertrauensvolle Beziehungen pflegte: "Die Begegnung mit Peter Turrini passierte eigentlich vor allem dadurch, dass er sich in Retz niedergelassen hat und wir sozusagen Nachbarn geworden sind und ins Gespräch gekommen sind. Und daraus wurde sehr bald eine Freundschaft. Und dann hat er Theaterstücke bei uns im Kloster geschrieben. Um Ruhe zu haben, hat er sich das Zimmer 13 gemietet und dort Theaterstücke geschrieben, von denen er auch Erstlesungen bei uns im Refektorium vom Kloster gehalten hat."
Kurz bevor er Weihbischof von Wien wurde, habe er in der Wochenzeitung "Furche" eine flammende Verteidigung von Turrinis Stücks "Tod und Teufel" geschrieben, das gerade von den österreichischen Bischöfen heftig kritisiert worden war. "Das war dann für die Medien interessant, der Übergang von dem Professor in Fribourg zum Weihbischof von Wien", erinnerte sich Schönborn.
(Link zu den beiden Spendenprojekten: https://edw.sicher-helfen.org/edw/spende/?cf=www)
Quelle: kathpress