Heiligenblut: Antijüdische Darstellung in Kirche wird aufgearbeitet
Anlässlich des "Tages des Judentums" (17. Jänner) weisen die beiden Kärntner Theologen Michael Kapeller und Klaus Einspieler in einem Einlageblatt zum Kirchenführer der Pfarrkirche Heiligenblut auf eine das Judentum abwertende Darstellung in einem Tafelbild der Pfarrkirche hin. Abgebildet ist, wie ein Jude mit einem Schwert in ein Kreuz sticht und dadurch ein Blutwunder auslöst. Dabei handelt es sich um ein Motiv, das der Heiligenlegende "Legenda aurea" aus dem 13. Jahrhundert entnommen ist und das nachträglich in die sogenannte "Bricciuslegende" eingefügt worden ist.
Die Legende von Briccius, der vom Kaiser in Konstantinopel ein Fläschchen mit dem Blut Christi als Lohn für seinen Dienst erhalten hat, in Heiligenblut durch eine Lawine umgekommen ist und hier begraben wurde, ist in Kärnten allseits bekannt. So leitet sich auch der Name des Ortes unter dem Großglockner davon ab. Die später erweiterte Legende dazu hat allerdings auch antijüdische Züge.
Im Einlageblatt der beiden Theologen wird der Hintergrund des Heiligenbluter Kunstwerkes erschlossen und auf das Unrecht, das mit dieser Darstellung Juden angetan wurde, aufmerksam gemacht. Die Geschichte erinnere daran, "dass Juden im Laufe der Geschichte wie ihr Bruder Jesus Opfer von Verleumdung, Gewalt und Verfolgung geworden sind und mahnt uns zur Sensibilität gegenüber allen Formen von Diskriminierung und Unterdrückung", halten Kapeller und Einspieler fest.
Ausführlich werden die Hintergründe auch in einem Beitrag auf der Website der Diözese Gurk ("Wie kommt ein Juden unterstellter Frevel in die Bricciuslegende von Heiligenblut?") erläutert. (Infos: www.kath-kirche-kaernten.at/)
"Tag des Judentums" in Kärnten
Die Kirchen in Österreich begehen am 17. Jänner den 26. "Tag des Judentums". Das Christentum ist von seinem Selbstverständnis her wesentlich mit dem Judentum verbunden. Damit dies den Christen immer deutlicher bewusst wird, hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) im Jahr 2000 den 17. Jänner als eigenen Gedenktag im Kirchenjahr eingeführt. Dabei sollen sich die Christen in besonderer Weise ihrer Wurzeln im Judentum und ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusst werden. Zugleich soll auch das Unrecht an jüdischen Menschen und ihrem Glauben in der Geschichte thematisiert werden. Dies erfolgt im Rahmen von Gottesdiensten und weiteren Gedenk- und Lernveranstaltungen.
Am Freitag, dem 17. Jänner, lädt der Katholische Akademikerverband um 18 Uhr zum Vortrag "1.000 Jahre jüdisches Leben in Kärnten" mit Landesarchivar Wilhelm Wadl, Direktor des Geschichtsvereins für Kärnten, ins Diözesanhaus in Klagenfurt (Tarviser Straße 30) ein.
Die theologischen Grundlagen des jüdisch-katholischen Dialogs und dessen aktuelle Ausgestaltung stehen am gleichen Tag im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Haus St. Benedikt (Alois-Huth-Straße 6) in Wolfsberg. Salesianerpater Norbert Hofmann, Sekretär der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, wird um 19 Uhr einen Vortrag halten.
Einen ökumenischen Gottesdienst feiern am "Tag des Judentums" der evangelische Pfarrer Thomas Körner und Vikar Thomas Schulz von der Altkatholischen Kirche gemeinsam mit einem ökumenischen Team um 18.30 Uhr in der evangelischen Kirche Villach-Stadtpark (Wilhelm-Hohenheim-Straße 3).
Quelle: kathpress