Umweltreferent: Kirche in Kärnten wird Energiewende weiter begleiten
Trotz des knappen Ausgangs der Volksbefragung in Kärnten, bei der am Sonntag eine Mehrheit für ein Verbot weiterer Windkraftanlagen gestimmt hat, will die Kirche ihre Verantwortung bei der Energiewende weiter wahrnehmen. Harald Jost vom Referat für Schöpfungsverantwortung der Diözese Gurk betonte am Montag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress, dass er die Diskussion über die Windkraft dadurch nicht als abgeschlossen sehe und sich die Kirche an dieser weiter beteiligen wolle.
"Die Energiewende ist eine Zukunftsfrage, die Kärnten und weit darüber hinaus betrifft. Es ist unsere Aufgabe, uns weiterhin aktiv einzubringen, um eine nachhaltige und gerechte Lösung für Kärnten zu finden", erklärte Jost. Zentrales Motiv sei dabei die Schöpfungsverantwortung. Auch Papst Franziskus habe, unter anderem mit der Enzyklika "Laudato si'" und dem Lehrschreiben "Laudate Deum", die Verantwortung der Kirche bei der Bewältigung des Klimawandels unterstrichen.
Am Sonntag hatten sich 51,55 Prozent der Beteiligten der von FPÖ und Team Kärnten initiierten Volksbefragung für das Verbot von Windrädern in Kärnten ausgesprochen, 48,45 Prozent dagegen. Dass 34,88 Prozent der insgesamt 427.323 Kärntnerinnen und Kärntner ab 16 Jahren an der Befragung teilnahmen, bewertete der kirchliche Umweltreferent positiv. Das knappe Ergebnis mache aber eine klare Interpretation schwierig, lasse sich doch mit dem derart geringen Unterschied von 4.592 Stimmen zwischen Ja und Nein keine eindeutige Aussage ableiten.
Fehler bei Frage und Aufklärung
Die Volksbefragung habe auch andere Schwächen gezeigt, befand Jost, insbesondere durch die "diskussionswürdige Fragestellung, die viele verwirrte". Sie lautete: "Soll zum Schutz der Kärntner Natur (einschließlich des Landschaftsbildes) die Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen in Kärnten landesgesetzlich verboten werden?" Weiters deute die Ablehnung der Windkraft trotz der Zonierungspläne der Landesregierung die Notwendigkeit besserer Information: "Es braucht faktenbasierte und umfassende Aufklärung bei solchen Befragungen. Da gibt es noch Verbesserungsbedarf", urteilte der kirchliche Experte.
Einen Schlussstrich für Windkraft sah Jost trotz der Wählerentscheidung dennoch nicht gezogen. "Solange Kärnten Strom aus fossilen oder atomaren Quellen importiert, bleibt Windenergie ein zentraler Baustein der Energiewende", betonte er. Ein pauschales Verbot von Windkraft wäre eine "verlorene Chance" für Innovationen. "Windkraftanlagen sind derzeit nicht perfekt, aber es gibt viel Potenzial zur Weiterentwicklung. In Deutschland gibt es etwa Prototypen mit Rotoren aus Naturmaterialien oder Türmen aus Holz. Warum sollte Kärnten nicht Vorreiter in dieser Technologie werden?" fragte der Referent.
Notwendig sei es nun für die Weiterarbeit, einen kühlen Kopf zu bewahren und gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Gelingen könne die Energiewende freilich nur dann, wenn alle Akteure - "die Behörden, die Projektbetreiber und vor allem die betroffene Bevölkerung" - frühzeitig und transparent eingebunden würden.
Wenngleich sich das diözesane Umweltreferat im Vorfeld der Abstimmung gegen das Verbot ausgesprochen hatte, sah Jost die Kirche auch danach in der Rolle eines Vermittlers zwischen Befürwortern und Gegnern der Windkraft. "Wir müssen Formate schaffen, in denen sachliche Diskussionen möglich sind. Die Kirche kann einen Rahmen für Dialog bieten, um gemeinsame Lösungen zu finden", so der Umweltreferent. Bereits in der Vergangenheit habe die Diözese Netzwerke mit Umwelt- und Klimaschutzorganisationen aufgebaut. Diese Zusammenarbeit wolle man künftig ausbauen, um den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern.
Quelle: kathpress