Stift Seitenstetten: Neue Gesprächsreihe startet zu Bischof Memelauer
Unter dem Titel "Historische Gespräche" startet das niederösterreichische Benediktinerstift Seitenstetten ein neues Veranstaltungsformat. Den Auftakt der Reihe bildet ein Abend am 11. Februar im Maturasaal des Stifts über das Leben und Wirken des verstorbenen St. Pöltner Bischofs Michael Memelauer (1874-1961), der vor allem für seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus bekannt wurde. Unter dem Titel "Michael Memelauer - ein Altseitenstettner als Bischof" werden Experten das Leben und Wirken Memelauers aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, wie das Stift in einer Aussendung am Mittwoch ankündigte. Im Vorjahr feierte die Diözese St. Pölten den 150. Geburtstag ihres früheren Bischofs.
Der Autor Felix Deinhofer wird im Rahmen des Gesprächsabends seine jüngst erschienene Biografie "Michael Memelauer - Leben und Wirken eines Volksbischofs" vorstellen, Memelauers Lebenslauf skizzieren und seine "Rolle in einer Zeit großer Umbrüche" aufzeigen, hieß es. P. Benedikt Resch, Gymnasialprofessor im Stift Seitenstetten, und Stiftsarchivar Markus Bürscher widmen sich Lehrerpersönlichkeiten, die Memelauer während seiner Schulzeit am Stiftsgymnasium geprägt haben.
Der frühere Vizerektor bzw. Rektor des Bischöflichen Seminars in Seitenstetten und Domscholaster Herbert Döller wird laut Ankündigung die Priesterausbildung Memelauers beleuchten. Moderiert wird der Abend vom St. Pöltner Diözesanarchivaren Karl Kollermann. (Telefonische Anmeldung: 07477/42300-223 / Infos: https://stift-seitenstetten.at/veranstaltung/historisches-gespraech-michael-memelauer-ein-altseitenstettner-als-bischof/)
Fortgesetzt wird die Reihe der "Historischen Gespräche" am 21. Oktober mit einem Vortrag über Naturwissenschaft im Kloster.
Memelauer, geboren am 23. September 1874 in der Pfarre Sindelburg als Sohn eines Bauern, entwickelte sich früh zu einer einflussreichen Persönlichkeit innerhalb der katholischen Kirche Österreichs. Er trat 1892 in das Priesterseminar St. Pölten ein und begann sein Theologiestudium. Am 14. Jänner 1897 wurde Memelauer von Bischof Johannes Baptist Rößler zum Priester geweiht. 1920 gründete Memelauer die Caritas St. Pölten.
Am 18. April 1927 ernannte Papst Pius XI. Memelauer zum Bischof von St. Pölten. Sein Wahlspruch "Caritati" (der Liebe) zeugte von seiner tiefen Hingabe zur Nächstenliebe. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Pfarren und Pfarrexposituren gegründet, das Priesterseminar modernisiert und ein neues Knabenseminar errichtet. 1929 initiierte er die Gründung der Katholischen Aktion in der Diözese St. Pölten.
1938 begann sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Am 31. Dezember 1941 hielt Memelauer eine Silvesterpredigt, in der er sich mit den Worten "Vor unserem Herrgott gibt es kein unwertes Leben" deutlich von der nationalsozialistischen Euthanasiepolitik distanzierte. Der später vergessene Predigttext wurde 2017 vom St. Pöltner Diözesanarchiv neu herausgegeben. Memelauer erinnerte 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, in seiner Silvesterpredigt an das christliche Grundgebot "Du sollst nicht töten". Dieses sei "das gewaltigste, die Menschheit auf der ganzen Welt schützende Gottesgesetz", so der Bischof damals.
Quelle: kathpress