Bischof Marketz: Kirche muss Halt geben und offen für die Zukunft sein
Für eine Gestalt von Kirche, die zugleich Halt gibt und flexibel für neue Herausforderungen ist, hat sich der Kärntner Bischof Josef Marketz ausgesprochen. Auch in seiner Diözese Gurk-Klagenfurt wird derzeit reformiert - im Zuge des 2022 begonnenen "synodalen Kirchenentwicklungsprozesses", über den der Bischof in einem Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (aktuelle Ausgabe vom 5. Jänner) Zwischenbilanz zog. Seine Zielvorstellung sei eine "offene, einladende Kirche", in der "Platz für viele Charismen" sei, erklärte Marketz.
Erst im November hatte der Gurker Diözesanrat die Weichen für den Entwicklungsprozess gestellt und sieben "pastoral-strategische Ziele" beschlossen, welche in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Die Suche nach neuen Wegen in der Glaubensverkündigung zählt ebenso zu diesen Maßnahmen wie Verbesserungen bei der Qualität liturgischer Feiern, Schwerpunkte im Bereich Caritas, Personalentwicklung, Kommunikation und die Umsetzung "synodaler und partizipativer Strukturen".
Dass der Papst bei der Weltsynode der katholischen Kirche mit dem "synodalen Gespräch" jene Kommunikationsmethode eingeführt habe, welche im eigenen Diözesanrat bereits länger praktiziert werde, sei eine freudige Überraschung gewesen, sagte Marketz im Interview. Auch in Kärnten gehe es darum, konstruktive Gespräche durch wertschätzendes Aufeinander-Hören und dessen Einfließen in Entscheidungen zu führen. Und noch vor der Einberufung der Synode durch den Papst habe man auch in Kärnten viele Menschen dazu befragt, welche Kirche sie sich wünschen, erinnerte der Bischof.
Besprechen statt Überstülpen
Die synodale Kirchenentwicklung bezeichnete Marketz als geistlichen Prozess, bei dem es in Kärnten bisher viel um Glaubensfragen, Fragen der Verkündigung, der Diakonie und Pastoral gegangen sei. Künftig werde es hier auch um kirchliche Strukturen gehen. Zwar schwebten ihm diesbezüglich bereits Bilder im Kopf vor, doch wolle er "kein System über die Diözese stülpen", betonte der Bischof. Vielmehr müssten Reformschritte gemeinsam besprochen werden, sei doch für ihn das Mitdenken und Mitmachen der Menschen in den Pfarrgemeinden - insbesondere der Jugendlichen - wesentlich.
Als eine denkbare Vision einer "neuen Kirche" skizzierte der Bischof ein vom Pastoraltheologen Paul Zulehner geprägtes Bild. Dieses kenne noch kleinere Gemeinschaften als die Pfarre, zugleich jedoch auch größere Pfarrverbände und Regionen mit professionellen Mitarbeitenden, die als Priester, Diakone, Laien im pastoralen Dienst oder Gruppenbegleiter "Menschen und Gruppen begleiten und zusammenführen". Die Pfarrer wären dann freigespielt, sich ganz auf Kernaufgaben wie Eucharistiefeier, Sakramentenspendung und seelsorgliche Begleitung zu konzentrieren.
Entfaltungsmöglichkeiten bieten
"Die Menschen wollen Halt, und die Kirche muss flexibler werden", befand Marketz. Auch ein bewussteres Leben der Berufung aller Christen durch ihre Taufe sei vonnöten. Dazu müsse die Kirche "einladend und offen" sein, Menschen zur Mitgestaltung einladen und Spielraum zum Einbringen eigener Charismen gewähren. Besonders mit Jugendlichen gelte es wieder ins Gespräch zu kommen und ihnen Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. "Wenn wir das machen, mache ich mir um das Ehrenamt in der Kirche keine Sorge", so der Bischof.
Erfreut zeigte sich der Kärntner Bischof über die gute Annahme von zwei neu in der Weltkirche eingeführten Ämtern, dem Lektorat und Akolythat. Die Diözese Gurk-Klagenfurt sei bei deren Einführung in Österreich die erste, der bereits zweite Kurs für Akolythen und Lektoren sei schon im Laufen. "Heuer im Heiligen Jahr werden in Rom eine Kärntnerin und ein Kärntner vom Papst selbst gesendet", kündigte Marketz an. Ebenfalls einsetzen wolle er im Rahmen des Jubiläumsjahrs 2025 mehrere hundert Menschen, welche die Diözese in den vergangenen Jahren zu Segensleiterinnen bzw. Segensleitern ausgebildet hat: Sie sollen im Heiligen Jahr in dessen "Jubiläumskirchen" Segen spenden, so der Wunsch des Kärntner Bischofs.
(Interview im Wortlaut nachzulesen auf der "Sonntag"-Website: https://www.kath-kirche-kaernten.at/dioezese/detail/C2644/in-einer-offenen-einladenden-kirche-ist-platz-fuer-viele-charismen)
Quelle: kathpress