Scheuer: Frieden beginnt mit Vergebung
Der Weg zum Frieden beginnt mit Vergebung und Versöhnung: Das hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer bei einem Gottesdienst am Neujahrstag - dem Weltfriedenstag - im Linzer Dom betont. Wer sich aus christlicher Motivation heraus für den Frieden engagiere, der trage zugleich "am Schmerz der Einsamkeit, die einmündet in die Zwiesprache mit Gott". Aus dieser wiederum erwachse "die Kraft für die Politik des Friedens", sagte Scheuer in seiner Predigt im Linzer Dom. "Alles dreht sich für den Politiker darum, Vergebung zu lernen. Denn ohne die gibt es keinen Frieden, und ohne den Frieden kein wirkliches Leben." Das Schlüsselwort einer solchen Friedenspolitik sei "Compassion", d.h. die Fähigkeit, fremdes Leid wahrzunehmen, so Scheuer in Anlehnung an Johann Baptist Metz (1928-2019).
In dem Zusammenhang erinnerte Scheuer außerdem an den früheren UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld, der 1959 in sein Tagebuch notierte: "Verzeihen ist die Antwort auf den Kindertraum vom Wunder, wodurch das Zerschlagene heil wird und das Schmutzige rein. In einem solchen Sinn bedürfen wir der Verzeihung und müssen sie geben." Scheuer dazu: "Wir haben den Kindertraum vom Frieden in uns: das Wunder, dass doch wieder heil werde, was in die Brüche gegangen ist oder was kaputt gemacht wurde."
"2024 nicht krank jammern"
Tags zuvor hatte Scheuer in einer Jahresschlussandacht das vergangene Jahr 2024 bilanziert und dazu aufgerufen, trotz aller Krisen und Konflikte das Jahr "nicht krank zu jammern": "Ich erbitte einen nüchternen Blick für die Wunden anderer und für die eigenen Verletzungen. Das Jahr 2024 ist nicht fertig. Wir sind nicht einfach gesund, erfolgreich und 'ganz' daraus hervorgegangen". Schließlich würden viele Kriege und Konflikte wie jene in der Ukraine und in Gaza weiter andauern.
Bischof Scheuer dazu: "Das Jahr 2024 ist nicht fertig. Was ist noch unheil, unversöhnt? Die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung ist groß: Wie können die Kriegsschauplätze im Kleinen und im Großen befriedet werden? Wie kommen wir mit den Nachbarn und Kollegen halbwegs zusammen? Aber auch: Wir suchen nach einem turn around, einem Gesinnungswandel im Umgang mit Flüchtlingen, Asylanten und Fremden."
Um diese Herausforderungen zu meistern brauche es dem Linzer Bischof zufolge "dringend stärkere Allianzen von Menschen, die einen ziemlich unegoistischen Idealismus und einen intelligenten Realismus miteinander verbinden" - und letztlich "wache Christen", die im rasanten Wandel der Welt "eine Kraft mitbringen, die nicht von dieser Welt ist - die Kraft des christlichen Glaubens, der christlichen Hoffnung, der christlichen Solidarität."
Quelle: kathpress