Aus für OÖ. Volksblatt: Diözese erinnert an kirchliche Ursprünge
Mit dem endgültigen Aus für das "Oberösterreichische Volksblatt", das 156 Jahre nach der ersten Druckausgabe am Silvestertag nun auch seine Website vom Netz nimmt und das Monatsmagazin beendet, geht ein bedeutendes Kapitel der katholischen und politischen Pressegeschichte Oberösterreichs zu Ende: Darauf weist die Diözese Linz in einer Stellungnahme vom Montag hin. Das Volksblatt sei aus den Werten und Anliegen der katholischen Kirche hervorgegangen und habe diese, bevor sie zur Parteizeitung wurde, jahrzehntelang in der öffentlichen Debatte vertreten, ist dem Bericht zu entnehmen.
Gegründet im Jahr 1869 als "Linzer Volksblatt für Stadt und Land", entstand die Zeitung auf Initiative des damaligen Diözesanbischofs Franz Joseph Rudigier. Sie sei Ausdruck einer katholischen Antwort auf die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen der damaligen Zeit gewesen, so die Diözese. Unterstützt von Geistlichen wie den Florianer Chorherren Michael Dörr und Josef Reiter sowie den Priestern Johann Schiedermayr, Friedrich Scheibelberger und Baron Karl Eberl, habe sich das Volksblatt schnell zu einem Sprachrohr der katholischen Kirche in Oberösterreich entwickelt.
Katholische Stimme
Die Anfänge waren demnach geprägt von der engen Verbindung zwischen Kirche und Presse: Die Zeitung wurde vom Katholikenverein gegründet und 1870 vom "Katholischen Preßverein" übernommen, der eigens zur Förderung katholischer Pressearbeit gegründet worden war. Damit schuf die Diözese Linz eine stabile Grundlage, um die katholische Lehre und soziale Anliegen zu verbreiten. Bis 1938 bekleideten ausschließlich Priester den Posten des Chefredakteurs.
Besonders markant waren die Anfänge des Volksblatts als Plattform für gesellschaftlichen Widerstand. So war der "Pressprozess Bischof Rudigiers" eine der ersten großen Kampagnen der Zeitung, bei der sie sich offen gegen staatliche Repressionen stellte. Der Fall, bei dem der Diözesanleiter am 5. Juni 1869 verhaftet und zu zwei Wochen Kerker verurteilt, tags darauf jedoch vom Kaiser begnadigt wurde, entwickelte sich zur Initialzündung für eine politische Mobilisierung der Katholiken in Oberösterreich, u.a. in der Gründung des neuen "Katholischen Volksvereins", die ab 1884 als "Katholische Volkspartei" stärkste Kraft im Landtag wurde.
Während des Ständestaats war das Volksblatt eine zentrale Stimme der katholischen Sache, doch auch diese Zeiten waren nicht ohne Konflikte. Bischöfe wie Johannes Maria Gföllner sahen sich teils heftigen Angriffen von liberalen Zeitungen ausgesetzt, während sie zugleich auf die Unterstützung ihrer eigenen Presse angewiesen waren.
Einstellung und Neuanfang
Ein besonders dunkles Kapitel begann 1938 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die Redaktion wurde überfallen, die Zeitung zwangsweise eingestellt und die Vermögenswerte weit unter ihrem Wert verkauft. Viele Redakteure, darunter auch Geistliche, wurden inhaftiert oder verfolgt. Nach dem Krieg erlebte das Volksblatt am 8. Oktober 1945 einen schwierigen Neustart. Zunächst als Parteizeitung der Volkspartei reaktiviert, kehrte es erst 1950 als wieder parteiunabhängige Zeitung in den Besitz des katholischen Preßvereins zurück.
Ein weiterer Schlag folgte 1963 mit einem verheerenden Brand, bei dem nicht nur die schon zuvor im Krieg durch Bombenangriffe schwer beschädigten Verlagsräume, sondern auch historische Archive verloren gingen. Dennoch hielt die Redaktion am Kurs fest und baute das Blatt wieder auf, bevor es 1971 endgültig in den Besitz der ÖVP Oberösterreich überging.
Die Rolle des Volksblatts für die katholische Pressegeschichte sei fundamental gewesen, so die Diözese in ihrem Rückblick. Erinnert wird dabei u.a. an die sozialen Hirtenbriefe, die in den 1930er-Jahren über das Volksblatt verbreitet wurden, und an die Bedeutung der Zeitung als Plattform für den Ruf nach sozialer Gerechtigkeit. "Das Volksblatt war mehr als eine Zeitung - es war ein Medium der kirchlichen Verkündigung und ein Bollwerk für katholische Werte in stürmischen Zeiten", heißt es in der Stellungnahme.
Finales Aus
Als Tageszeitung mit sechs Ausgaben in der Woche war das "OÖ Volksblatt" fest in der Medienlandschaft Oberösterreichs verankert. Nach rund 44.000 Printausgaben kam aber am 30. Dezember 2023 das Aus für die Tageszeitung. Diese wurde ein Jahr lang mit stark reduziertem Team als Online-Produkt weitergeführt, zudem gab es die großformatige Regionalausgaben, die "Hoamatland"-Magazine. Am 3. November 2024 gab der Herausgeber den Entschluss für den finalen Schritt bekannt.
Quelle: kathpress