Schwertner: Hoffe auf Solidarität in 2025 "auch ohne Katastrophe"
Auf eine weiterhin hohe Solidarität mit Menschen in Not, auf Mitmenschlichkeit und "Hilfsbereitschaft auch ohne Katastrophe" hofft der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner im kommenden Jahr 2025. Wenn man die Nachrichten verfolge, könne man manchmal denken, "alles ist schrecklich" - zugleich aber habe er durch die vielen Krisen der letzten Monate so viel Hilfsbereitschaft erlebt, dass ihn dies zuversichtlich stimme, sagte Schwertner gegenüber dem "Kurier" (29. Dezember). Schwertner äußerte sich darin u.a. ausführlich zu seinen Erfahrungen einer jüngsten Caritas-Reise in die Ukraine und er deponierte auch abermals seine Wünsche und Erwartungen an eine neue Bundesregierung in Fragen der Sozialpolitik.
Die Reise, die Schwertner vor Weihnachten für eine Woche ins Kriegsgebiet führte, sei für ihn "die intensivste Reise seit 16 Jahren in der Caritas", räumte der Direktor ein. Er habe noch nie so viele Luftangriffe wie in diesen Tagen erlebt. "Mir hat die Reise gezeigt, wie wichtig die Hilfe für die Betroffenen ist und dass sie unseren Besuch als ermutigendes Solidaritätszeichen erlebt haben, weil wir uns der Gefahr aussetzen, die Projekte zu besuchen."
Beeindruckt zeigte sich Schwertner von Jugendlichen, die täglich angesichts der Luftangriffe die Schutzräume aufsuchen müssten und dort zum Teil sogar unterrichtet werden. "Ich habe sie gefragt, was sie später einmal machen wollen. Es hat zum ersten Mal kein einziger Schüler gesagt, dass er zum Militär will. Und das ist eine Veränderung. Das zeigt mir, wie schlimm mittlerweile die Folgen dieses Krieges sind". Auch sei ihm einmal mehr deutlich geworden, was für ein Privileg es darstelle, einen österreichischen Pass zu haben und ausreisen zu können: "Ich glaube, wir vergessen leider oft, dass wir bei der Geburtenlotterie den Dreifachjackpot geknackt haben." Daraus erwachse jedoch auch die Verantwortung, den "demokratischen Pflichten nachzukommen und über Grenzen hinweg in der Nachbarschaftshilfe tätig zu sein", so Schwertner.
Kein Sparen auf dem Rücken der Ärmsten
Mit Blick auf die Regierungsbildung in Österreich erneuerte Schwertner seine Forderung, in der Sozialpolitik "kein Sparpaket auf dem Rücken der Ärmsten, von Alleinerziehenden, kinderreichen Familien, Mindestpensionisten" zu schnüren. Diese hätten "schlicht kein Loch mehr im Gürtel, um diesen enger zu schnallen". "Massive Versäumnisse" im Bereich der Integrationspolitik seien unbestritten - hier brauche es effektivere Mechanismen, um auf säumige Bundesländer Druck auszuüben: "Acht Bundesländer von neun halten bis heute die Grundversorgungsquote nicht ein. Es wird nicht gehen, dass Wien allein die Integrationsaufgaben für ganz Österreich löst. Wir müssen über Sanktionen reden, wenn Bundesländer die Vereinbarungen nicht einhalten."
Notwendig sei zudem ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr für alle Kinder - unabhängig davon, welchen Pass sie haben. Auch müsse die Kinderbetreuung für die Null- bis Dreijährigen ausgebaut werden, Deutsch- und Integrationskurse für Asylwerber mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit müssten ausgebaut werden, auch eine rechtskonforme Residenzpflicht dürfe "kein Tabu sein". Integration könne jedenfalls nicht gelingen, wenn die gesamte Last auf Wien abgewälzt werde, mahnte der Wiener Caritasdirektor.
Quelle: kathpress