Bischof Marketz: Weihnachten feiern braucht Mut
Weihnachten verkündet die hoffnungsvolle Botschaft von Christi Menschwerdung und seiner Nähe zu uns, erinnert aber auch an die dunklen Seiten des Lebens. Darauf hat der Kärntner Bischof Josef Marketz am Heiligen Abend hingewiesen. "Die Feier der 'Weih-Nacht' mutet uns zunächst nichts weniger zu als, dass wir uns der Nacht stellen: in unserem eigenen Leben, in der gegenwärtigen Welt und auch in der Kirche heute", sagte er am Dienstagabend bei der Christmette im Klagenfurter Dom. Dennoch "dürfen wir hoffen", betonte Marketz: "Denn wir haben einander, und wir haben Gott mit uns."
Die Weihnachtslichter, so der Bischof, würden heuer "beinahe verschluckt von einem weltweiten Dunkel" und Hoffnung "vielleicht noch nie so sehr herbeigesehnt wie heute". Weihnachten erinnere auch an schlaflose Nächte voller Sorge, Kummer oder Trauer. Kürzlich habe er das Fest mit Gefangenen und Obdachlosen gefeiert. "Beide Male hab ich gefühlt: Weihnachten feiern braucht Mut, sich der Nacht zu stellen." Jeder wisse auch, dass man die Nacht des Todes nicht aus dem Leben verdrängen könne, sagte Marketz, der an diesem Weihnachtsfest selbst um seinen kurz vor dem Heiligen Abend verstorbenen Vater Viktor trauert.
Gleichzeitig bringe das Fest der Geburt Christi die Verheißung von Gottes Licht, das die Finsternis erhellt: "Erst diese Verheißung macht Weihnachten wirklich zur 'Weih-Nacht'. Erst hier leuchtet auch der tiefste Grund auf, dass wir Christen die Nacht nicht zu fürchten brauchen, denn Gott hat uns in der dunklen Nacht aufgesucht und heimgesucht, um die Nacht mit uns zu teilen und um in unsere Nacht hinein sein Licht zu bringen."
"Was haben wir noch, das Hoffnung gibt?" - Vor diese Frage sei auch er in diesen Tagen gestellt gewesen, im Gefängnis, im Obdachlosenheim, im Gespräch mit trauernden Angehörigen, berichtete der Bischof weiter. Die Antwort fand er in den Weihnachtswünschen des bekannten Benediktinermönchs David Steindl-Rast: "Wir haben einander!"
Jeder Mensch hat jemanden, der ihn stärken kann, sagte Marketz. "Dabei sollen wir bedenken: Stark sein gegen andere ist eine Illusion. Wir sind eine Menschheitsfamilie. Wir brauchen einander. Sogar die Hoffnungslosen können uns Hoffnung schenken, wenn wir ihre Würde anerkennen und gemeinsam Probleme anpacken, die wir nur gemeinsam lösen können."
Quelle: kathpress