Schönborn: Religiöses Miteinander in Österreich alternativlos
Zum religiösen Miteinander in Österreich gibt es für Kardinal Schönborn keine Alternative. "Wir haben 7 Prozent Muslime in Österreich. Wir haben nicht mehr ganz 50 Prozent Katholiken. Und was viel zu wenig im Blick ist: Die östlichen Christen sind immerhin eine halbe Million in Österreich. Das heißt, dass das religiöse Miteinander in Österreich unvermeidlich ist", so Schönborn wörtlich im ORF-Mittagsjournal.
Das interreligiöse Klima in Österreich sei "vorbildlich", befand der Kardinal. Freilich wolle er damit berechtigte Sorgen nicht kleinreden. Es gebe eine Grundsorge, die er selbst auch immer wieder anspreche: "Ob von der religiösen Basis her der Islam die Unterscheidung zwischen Politik und Religion genügend praktiziert." Er stelle diese Frage aber sehr behutsam, "denn das Christentum hat hier auch eine Geschichte".
Eindringlich wies der Erzbischof auf das hohe Gut der Religionsfreiheit hin. Zur konkreten Frage nach künftigen Einschränkungen für das Tragen eines Kopftuchs im Landesdienst in der Steiermark antwortete Schönborn indirekt: "Ich werde mich wehren, wenn ich nicht mehr mit meinem Brustkreuz öffentlich auf der Straße sein kann. Es wird immer in der Öffentlichkeit religiöse Zeichen geben." Und weiter: "Kunstfreiheit, Redefreiheit, Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit. - Das sind Grundfreiheiten eines demokratischen Landes, und diese soll man nicht ohne Not beschneiden", so der Kardinal.
"Keiner verlässt freiwillig seine Heimat"
Schönborn mahnte weiters einen seriösen Umgang mit Flucht und Migration ein: "Das Umgehen mit Flucht ist etwas wesentlich anderes als das Umgehen mit Migration." Dessen sei man sich in Österreich aber scheinbar nicht bewusst. "Migration ist ein in der Menschheitsgeschichte andauerndes Phänomen. Das ist die eine Seite. Das andere ist das Phänomen Flucht." Schönborn erinnerte daran, dass seine Mutter mit ihm und seinem Bruder 1945 aus Tschechien fliehen musste: "Meine Mutter hat immer gesagt: 'Keiner verlässt freiwillig seine Heimat.'"
Der Wiener Erzbischof mahnte ein, "dass wir in Österreich ehrlich sagen: Wir brauchen Migration." Der Umgang mit Flüchtlingen habe sich andererseits an den internationalen humanitären Standards zu orientieren. Nachsatz: "Halten wir das bitte auseinander."
Selbstverständlich sei es wünschenswert, dass Geflüchtete aus Syrien in ihre Heimat zurückkehren können, so Schönborn weiter. Viele würden sicher auch gerne zurückkehren, wenn sie erträgliche Lebensbedingungen vorfinden würden. Doch Schönborn wies auf die katastrophalen Umstände vor Ort hin und sagte wörtlich: "Haben Sie eine Vorstellung, wie Aleppo heute ausschaut und wie Homs aussieht? Ich habe es gesehen. Ganze Straßenzüge sind ein einziges Ruinenfeld. Ja, was sollen die Menschen dort?"
Auf das Thema "Frauen in der Kirche" angesprochen, sagte Schönborn: "Ich halte es für ganz entscheidend, dass Frauen eine wesentliche Rolle in der Kirche spielen." Und er halte es auch für richtig und sinnvoll, dass Frauen Gemeinden leiten. "Man kann Gemeinden ohne die Priesterweihe leiten." Auch in Wien gebe es katholische Gemeinden, die von Frauen geleitet werden. Dazu komme dann natürlich noch die Person des Pfarrers, das sei "Grundgrundbestand der kirchlichen Überlieferung". Aber die Leitung einer Gemeinde durch eine Frau stehe weltweit in der Katholischen Kirche außer Frage.
Aufklärung und Prävention
Zu den kirchlichen Bemühungen gegen Missbrauch sagte Schönborn, die katholische Kirche habe im Blick auf Aufklärung und Prävention in den vergangenen gut 15 Jahren sehr viel geleistet. "Das Vorgehen der Kirche in der Missbrauchsfrage ist Modell geworden für die Art, wie die Bundesländer, wie Sportvereine etc. mit dem Thema umgegangen sind." Sie hätten sich am Modell der unabhängigen Klasnic-Kommission orientiert, "weil hier, so glaube ich, in vorbildlicher Weise mit diesem schmerzlichen Thema umgegangen worden ist".
Um sich dem Geheimnis bzw. der Faszination von Weihnachten annähern zu können, brauche es Bilder, zeigte sich Schönborn überzeugt: "Und eines der stärksten Bilder ist natürlich die Krippe, die Weihnachtszene, das Weihnachtsevangelium. (...) Es ist immer diese Szene um dieses kleine Kind, das da in Armut geboren ist, und um die Mutter Maria und Josef und die Tiere. Dieses Bild bedeutet einfach, dass Gott sich so klein macht, dass er als Kind bei uns ankommt." Das sei einerseits etwas Unbegreifliches und andererseits etwas so Nahes," dass es offensichtlich anspricht". Das sei für ihn "der Zauber von Weihnachten", so Schönborn.
Quelle: kathpress