Abt Renner: Adventzeit ist Wartezeit und Gegenpol zur Hektik
"Wir bieten etwas an, was dem Innersten des Menschen viel näherkommt als der Konsum und das Alles-haben und Alles-brauchen": Für Abt Thomas Renner vom Stift Altenburg bieten der Rhythmus des Kirchenjahres, die Liturgie und die Kirche selbst Gegenpole zur vorweihnachtlichen Hektik. Letztere wäre eigentlich mit Warten verbunden, doch diese falle in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft vielen schwer: "Wir sind Kinder unserer Zeit: Wir haben verlernt zu warten", so Renner in der aktuellen Folge des Podcasts "Orden on Air" der heimischen Ordensgemeinschaften. "Die Adventzeit ist eine Wartezeit, eine Fastenzeit. Erst danach kommt das 'Mehr'", so der gebürtige Wiener. Ohne Warten fehle die Tiefe, zeigt sich der Abt überzeugt.
Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt der Abt des Waldviertler Stiftes, sich bewusst auf den Rhythmus des Kirchenjahres einzulassen. Es lehre, "dass man sich Zeit nehmen muss und auch Zeit haben muss, um sich auf etwas Größeres vorzubereiten. Denn wenn immer alles vorhanden ist, hat auch nichts mehr einen Wert."
Auch die sinnliche Dimension des Weihnachtsfestes spielt eine zentrale Rolle in der Vorbereitung auf das Geburtsfest Jesu: "Weihnachten ist das Fest, das das Herz berührt. Glaube muss die Emotionen wecken und treffen", erklärt er im Podcast. Dies gelte auch für die Liturgie, die durch Kerzen, Christbäume, Weihnachtssterne, Lieder und Weihrauch die Sinne anspricht. "Wir müssen die Kirchen auch optisch auf das große Fest vorbereiten. Für alle soll auf den ersten Blick erkennbar sein, dass etwas Großes gefeiert wird", sagt Renner.
Keine stille Zeit
Ob die Adventzeit tatsächlich als "stille Zeit" zu verstehen sei, stellt Renner jedoch infrage. "Der erste Advent war laut Heiliger Schrift auch kein stiller und ruhiger Advent: Maria eilt in das Bergland, die Hirten eilten von den Feldern zur Krippe, im Morgenland machen sich Sternendeuter auf den Weg. In diesem ersten Advent waren auch sehr viele Menschen unterwegs. Es war sicher auch nicht ruhig und besinnlich. Aber wir erfahren, diese Diskrepanz, weil wir diese Sehnsucht nach Stille und Besinnung in uns tragen."
Weihnachten im Stift Altenburg
Im Stift Altenburg schmücken die Mönche traditionell am Vorabend des Heiligen Abends den großen Christbaum im Kloster. Am 24. Dezember finden die Krippenlegung und Kinderandachten statt, bevor um 18 Uhr die Vesper zum Hochfest der Geburt Jesu gefeiert wird. Die Christmette beginnt um Mitternacht.
Der Podcast "Orden on Air", herausgegeben von den Ordensgemeinschaften Österreich, ist auf allen gängigen Audioplattformen verfügbar. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress