"Weihnukka": Wenn Weihnachten und Chanukka zusammenfallen
Am 25. Dezember leuchten Kerzen nicht nur am Tannenbaum: Während Christinnen und Christen Weihnachten feiern, beginnt in diesem Jahr auch das jüdische Lichterfest Chanukka. Die Überschneidung beider Feste wird scherzhaft als "Weihnukka" bezeichnet. Ohnehin liegen beide Feste nah beieinander, und manchmal überlappen sie sich. In diesem Jahr dauert Chanukka, das achttägige Lichterfest mit beweglichen Daten, bis zum 2. Jänner. Es ist ein jüdisches Fest, das nach außen hin besonders sichtbar ist.
Auch in Wien wird "Weihnukka" gefeiert. Das Jüdische Museum Wien widmet dem Thema ein Sonderprogramm unter dem Motto "Wir feiern Weihnukka!" am 26., 27. und 29. Dezember, jeweils von 14 bis 16 Uhr. Angeboten wird unter anderem eine Erzählung der historischen und religiösen Hintergründe von Chanukka, "warum es überhaupt gefeiert wird - alles geht gut aus!", so die Ankündigung. Zudem werden Chanukka-Leuchter vorgestellt und das Dreidel-Spiel erklärt, ein traditionelles Glücksspiel mit einem vierseitigen Kreisel. Im eigens eingerichteten "Chanukka-Design-Studio" können Besucherinnen und Besucher Leuchter, Kreisel und Karten basteln.
In vielen Städten ergänzen Chanukka-Leuchter die Christbäume auf öffentlichen Plätzen. An diesen Leuchtern wird jeden Abend ein weiteres Licht entzündet. Der neunarmige Leuchter heißt Chanukkia, und die neunte Kerze, der "Schamasch" (Diener), wird verwendet, um die anderen acht Lichter anzuzünden. Besonders bekannt ist der etwa zehn Meter hohe Leuchter vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Chanukka als Fest der Hoffnung
Familien und Freundeskreise zünden in ihren Haushalten während Chanukka nach und nach die Kerzen über einen Zeitraum von acht Tagen am Leuchter an, beten, essen und feiern. Das Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels im Jahr 164 vor Christus in Jerusalem, nachdem dieser von syrisch-hellenistischen Eroberern durch "Götzendienst" sowie griechische Götterstatuen und Symbole entweiht worden war. Es weist auf den Sieg des jüdischen Volkes über die Besatzer hin.
"Weihnukka"?
Der Begriff "Weihnukka" sorgt immer wieder für Diskussionen. Einige Jüdinnen und Juden nehmen ihn mit Humor. Die jüdische Gemeinde Graz erklärt auf ihrer Website, dass der Kulturmix zwischen Chanukka und Weihnachten besonders in den USA gepflegt wurde, unter anderem aufgrund von Ehen zwischen Juden und Christen. Dies führte zum sogenannten "Dezember-Dilemma": Welche Traditionen sollten gefeiert werden? "Die Lösung schien gewisse Traditionen miteinander zu vermischen", heißt es.
Die Popkultur hat ebenfalls zum Phänomen beigetragen: 2003 prägte die Serie "O.C., California" den Begriff "Chrismukkah" - eine Mischung aus Christmas und Chanukah. Die deutsche Variante "Weihnukka" wurde populär, als das Time-Magazin "Chrismukkah" 2004 als eines der Buzzwords des Jahres auszeichnete. Historisch gesehen hätten allerdings auch viele säkulare Jüdinnen und Juden in Europa vor der Schoah Weihnachtsbäume aufgestellt, erklärt die jüdische Gemeinde Graz. Sogar Theodor Herzl soll Weihnachten gefeiert haben, obwohl er überzeugter Zionist war und für die Stärkung der jüdischen Identität und gegen Assimiliation eintrat. "Trotz der unterschiedlichen religiösen Hintergründe der beiden Feste Chanukka und Weihnachten, stehen dabei glückliche Kinder und die Familie im Vordergrund. Für beide gibt es gute Gründe zu feiern", lautet das Fazit der jüdischen Gemeinde.
Für viele Jüdinnen und Juden steht Chanukka seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auch mit Blick darauf für die Hoffnung auf den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. So schreibt Rabbiner Jonah Sievers im Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin: "Die Fratze des ewig alten Antisemitismus ist wieder deutlich sichtbar, nicht nur hier, sondern auch weltweit." Chanukka lehre, dass die Menschen in dunklen Zeiten nicht verzweifeln dürften: Mit dem Entzünden der Chanukka-Kerzen werde Licht in die Welt gebracht.
Quelle: Kathpress