Zulehner: Konklave nicht mehr zeitgemäß
Für den Wiener Pastoraltheologen Prof. Paul Zulehner ist das Konklave bzw. die Art der Papstwahl, wie sie derzeit in der Katholischen Kirche vorgesehen ist, nicht mehr zeitgemäß. Mehr Synodalität in der Kirche bedeutet für den Theologen auch, dass die Papstwahl an sich reformiert wird, wie er im Interview mit der Wochenzeitung "Die Furche" (aktuelle Ausgabe) betont. "Warum sollte diese in der Hand von Kardinälen liegen, die der Papst selbst frei auswählt? Ich glaube, dass das Konklave ins Mittelalter gehört, auch wenn es natürlich für Faszination sorgt und die Fantasie der Menschen im Kino anregt", so Zulehner.
Seiner Meinung nach müssten die verschiedenen kontinentalen Bischofskonferenzen wählen, welche Leute sie nach Rom zur Wahl eines neuen Papstes delegieren. Das wäre synodal, zeigte sich der Theologe überzeugt: "Bei allem Respekt vor Kardinälen und ihren Ernennungen. Aber das ist ein altes Spiel, das nicht mehr in unsere synodale Kirche passt."
Zur Frage, ob ein solches Szenario denn realistisch sei, meinte Zulehner: "Nicht bald, aber es wird sich eines Tages ändern." Wenn sich die nationalen Bischofskonferenzen als erneuerte Kirchenversammlungen auf die Füße stellen, was sie ja laut Synodenpapier könnten, dann könne er sich nicht vorstellen, "dass sie alle einfach stillhalten und sagen, wir machen weiter wie bisher". Nachsatz: "Man kann auch nicht weitermachen wie bisher, wenn die Synodalisierung der Kirche tatsächlich ernst genommen wird."
Er wünsche sich, so Zulehner, dass Papst Franziskus die kirchenrechtlichen Lösungen, die aus der Synode erwachsen sind, noch auf den Weg bringt. Franziskus selbst sage, auch das Amt des Papstes müsse künftig synodal ausgeübt werden. Das bedeute, "wir müssen uns von dem im Ersten Vatikanischen Konzil (1869-1870) entworfenen, absolutistischen, monarchistischen, Papstverständnis, verabschieden". Er sei der Überzeugung, "dass sich auch die kommenden Päpste keine unsynodale Amtsführung mehr leisten können, das wäre unvorstellbar", so Zulehner.
Er hoffe jedenfalls, dass die Beschlüsse der Synode nicht auf dem administrativen Weg wieder eingefangen werden. Es stelle sich beispielsweise die Frage, in welchen Bereichen die Bischofskonferenzen mehr Handlungsspielraum erhalten werden. Wenn etwa alle wesentlichen moralischen aber auch pastoralen Fragen, wie Priestermangel, Frauenordination usw., nicht auf diesem Weg gelöst werden können, dann bringe eine Dezentralisierung nicht viel; nach dem Motto: "Ihr könnt bei euch entscheiden, aber es gibt nichts zu entscheiden". Das halte er für eine Schlüsselfrage für die Umsetzung der Ergebnisse der Synode.
Quelle: Kathpress