Katholische Arbeitnehmer zu Pleitewelle: Wirtschaft neu ausrichten
Für einen grundlegenden Struktur- und Systemwandel der heimischen Wirtschaft hat sich die "Katholische Arbeitnehmer:innen-Bewegung Österreich" (KABÖ) angesichts der jüngsten Betriebsschließungen und Kündigungswellen ausgesprochen. "Es braucht eine Transformation weg von der auf fossilen Brennstoffen basierenden Industrieproduktion in Richtung einer menschen- und klimagerechten Produktionsweise", hieß es in einer Aussendung am Freitag. Nur eine an den tatsächlichen Bedürfnissen der Gesellschaft orientierte Wirtschaftsweise sei zukunftsfähig.
Gedeckt werden sollen die anfallenden Transformationskosten durch eine gerechte Verteilung und Besteuerung der Gewinne und Vermögen, forderten KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser und KABÖ-Seelsorger Karl Immervoll einen Beitrag der "Überreichen".
Solidarität mit Arbeitslosen
Die steigende Zahl an Arbeitslosen durch Pleiten in Industrie und Handel erfordert laut der KABÖ umfassende Begleit- und Sicherungsmaßnahmen. Arbeitslosigkeit erhöhe das Verarmungsrisiko enorm. "Ein Arbeitslosengeld mit 55 Prozent Nettoersatzrate ist für die Betroffenen ein großer finanzieller Verlust, für Beschäftigte in Niedriglohnbranchen geht es faktisch an die Existenz", so Wall-Strasser.
Erzwungener Arbeitsplatz- oder Berufswechsel gehe auch persönlich an die Substanz. "Wo findet sich so schnell ein adäquater und passender Job, der mit der Lebens- und Wohnrealität auch vereinbar ist?" Das macht laut Wall-Strasser vielen Betroffenen aktuell große Sorgen und erhöhe den Stress in einer ohnehin durch Krisen belasteten Zeit.
Neben einem existenzsichernden Arbeitslosengeld seien auch rasche arbeitsmarktpolitische Maßnahmen erforderlich. Die KABÖ regte die Einrichtung von Stiftungen für alle Betroffenen an. Skeptisch äußerten sich Wall-Strasser und Immervoll hinsichtlich der Erwartung, dass der vielfach beklagte Arbeitnehmermangel in manchen Branchen die vielen arbeitslos gewordenen Menschen jetzt einfach aufsaugen werde: ein "Trugschluss", wie es hieß. Dafür brauche es Bildungs- und Umschulungsprozesse z. B. in Richtung von Dienstleistungsberufen, die die Bedürfnisse in Bildungs-, Pflege- und Versorgungsberufen ernst nimmt.
Bundesseelsorger Immervoll erinnerte zudem an erfolgreiche Modelle einer Jobgarantie, auf die aktuell zurückgegriffen werden könnte. Als Beispiel nannte er das vom AMS Niederösterreich von 2020 bis 2024 durchgeführte "Modell Arbeitsplatzgarantie Marienthal" (MAGMA) und unterstrich: "Arbeitslos gewordene Menschen brauchen vor allem Sicherheit und längerfristige Perspektiven, um für sich und für die Gesellschaft sinnvoll tätig sein zu können."
Quelle: Kathpress