Via Romea Strata: Im Heiligen Jahr zu Fuß Richtung Rom pilgern
Um das Pilgern nach Rom geht es im bevorstehenden Heiligen Jahr 2025 - und für manche Menschen auch im ganz ursprünglichen Sinn zu Fuß. Österreich ist mit der ewigen Stadt verbunden über die sogenannte "Via Romea Strata", einer alten Handels- und Pilgerroute, die anlässlich des weltkirchlichen Jubiläums wiederbelebt wird. "Unsere Vision ist es, diesen Weg wieder mit Leben zu erfüllen", berichtet die Pilgerbegleiterin Christa Englinger im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Mehrere Schwerpunkte und Angebote seien für nächstes Jahr entlang der Route geplant.
Drei historische Romwege gibt es in Europa, von denen der bekannteste die Via Francigena ist, von Canterbury in England aus über Frankreich und die Schweiz an den Tiber. Die Via Romea Germanica hat ihren Ursprung im norddeutschen Stade, von wo aus sie den Weg durch ganz Deutschland über Tirol nach Italien nimmt. Die Via Romea Strata ist mit 4.000 Kilometern auf 233 Tagesetappen die längste der drei: Beginnend in Estlands Hauptstadt Tallin, durchquert sie die baltischen Staaten, Polen, die Tschechische Republik, Österreich und schließlich Italien. Außer den Pilgern wies diese Route einst vor allem dem Handel mit Bernstein, Salz und Eisen den Weg.
Zuvor über Jahrhunderte im Dornröschenschlaf, gewinnt dieser dritte Weg derzeit im Zuge des Pilger-Booms wieder an Popularität in den beteiligten Nationen. 2019 wurde ein europäischer Verein "Romea Strata" gegründet, dessen Vizepräsidentin Englinger ist, und das Projekt wächst stetig: 50 Mitglieder aus sieben Ländern gibt es inzwischen, darunter Pilgervereine, Gemeinden und Diözesen. Das Heilige Jahr werde ein großer Meilenstein sein, ein weiteres die Zertifizierung als "Europäische Kulturroute", deren bereits eingereichte Zuerkennung durch den Europarat vielleicht ebenfalls 2025 kommen könnte, hoffen die Beteiligten.
Von Drasenhofen bis Arnoldstein
Nach Österreich kommt die Via Romea Strata in Drasenhofen, ehe sie das Land auf den bestehenden Pilgerwegen wie dem Jakobsweg Weinviertel bis Stockerau, dem Martinusweg bis Wien, der Via Sacra nach Mariazell und von dort am Gründerweg nach St. Lambrecht und weiter teils über den Kärntner Hemmaweg nach Arnoldstein, ab wo der Weg dann in Italien weitergeht. Die vorhandene Infrastruktur und Markierungen der lokalen Routen bilden die Grundlage, in mehreren Regionen bereits ergänzt durch spezielle Aufkleber und Schilder, die auf den Rom-Weg hinweisen. "Unser Ziel ist es, den Pilgernden Orientierung zu geben und gleichzeitig die lokale Pilgertradition zu respektieren", sagt Englinger.
Wer einzelne Etappen der Via Romea Strata zurücklegen will, findet den Routenverlauf auf Plattformen wie der App Outdooractive zur individuellen Planung, inklusive Entfernungen, Höhenprofile und Übernachtungsmöglichkeiten. Mehrere Angebote vermitteln auch Heilig-Jahr-Pilgererlebnisse in Gemeinschaft, darunter sieben geführte Pilgerwanderungen entlang der österreichischen Romea Strata unter dem Jahres-Motto "Pilger der Hoffnung". Englinger verspricht spirituelle Vertiefung in Verbindung mit regionaler Kultur. "Wir legen großen Wert auf Begegnungen mit Menschen vor Ort - in Pfarren, Kultureinrichtungen oder bei gemeinsamen Gottesdiensten", beschreibt die Expertin das Konzept.
Ein besonderes Highlight im Heiligen Jahr 2025 ist die Einführung von Jubiläumskirchen in Österreich, von denen elf entlang der Romea-Strata-Route liegen, darunter Stifte und Wallfahrtsziele wie Klosterneuburg, Heiligenkreuz, Mariazell und Gurk. Wer mindestens zwei Etappen zu einem Jubiläumsort pilgert, erhält Sticker für einen speziellen Pilgerpass. Drei gesammelte Aufkleber berechtigen zur Ausstellung des römischen "Testimoniums", einer Urkunde des Heiligen Jahres, für die sonst das Zurücklegen der letzten 100 Kilometer vor Rom Vorbedingung ist.
Menschen- und völkerverbindend
Das Pilgern allgemein sieht Englinger als "absolutes Zukunftsthema für alle Altersgruppen, auch für junge Leute". Das Heilige Jahr 2025 biete dabei eine besondere Gelegenheit, "sich wieder mit dem Glauben zu beschäftigen", wobei Pilgern unter diesem Zeichen auch jene Menschen ansprechen könne, "die das bisher vernachlässigt haben, die sich vom Glauben entfernt haben oder vielleicht sogar aus der Kirche ausgetreten sind". Der Weg nach Rom stelle dabei eine Alternative zum stellenweise schon sehr überlaufenen Jakobsweg dar.
Ein prägendes Erlebnis ist die Via Romea Strata laut der Expertin auf jeden Fall - auf den österreichischen Etappen, jedoch auch in den anderen beteiligten Ländern, in denen die Route teilweise erst am Entstehen ist. Man werde dabei mit einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Kulturen, historischer Hintergründe und Glaubenszugänge konfrontiert, bewege sich durch malerische Landschaften, steuere spirituelle Kraftorte an und erfahre Ruhe in teils noch unberührter Natur. Sehr unmittelbar vermittle das Pilgern, "dass man sich öffnet und nicht nur geografische, sondern auch persönliche Grenzen überschreitet. Und man wächst beim Gehen zusammen, wobei der Weg menschen- und völkerverbindend ist und den europäischen Gedanken fördert", so die Pilgerbegleiterin.
(Infos: www.romeastrata.org)
Quelle: kathpress