Tiroler Ordensmann äußert Bedenken an "Krampus-Welle"
Einen kritischen Blick auf die Entwicklung der Krampus-Tradition hat der Tiroler Ordensmann Martin Frank Riederer geworfen. Der ursprünglich religiöse, in Österreich weit verbreiteten Brauch in den ersten Dezembertagen wandle sich vielerorts in eine manchmal ausufernde und enthemmte Eventkultur, schrieb der Prämonstratenser von Stift Wilten in einem Leserbrief an die "Tiroler Tageszeitung" (Mittwoch). Der früher damit verbundene Nikolaus habe bei den Krampus- und Tuifl-Aufmärschen immer seltener einen Platz, "das Gute wird einfach ausgeklammert", so Riederers Beobachtung.
Zwar sei der Einsatz und die Phantasie der Akteure hinter der Krampus-Tradition bewundernswert, ebenfalls wie die Gemeinschaftserfahrung und das Engagement, räumte der Ordensmann ein, der gegen den Volksbrauch zumindest prinzipiell nichts einzuwenden hatte. Nachdenklich stimme ihn jedoch, "dass so unglaublich viel Aufmerksamkeit und Zeit von Unzähligen für die Zeichen des Hässlichen, des Dämonischen und fratzenhaft Bösen eingesetzt werden". Die Einbindung der "Lichtfigur" des Nikolaus, der für sorgende Aufmerksamkeit und bedingungsloses Schenken stehe und mit seinem Wort die Macht des Bösen gebannt habe, sei den Umzügen abhandengekommen.
Riederer sah hier heutige "Alltagserfahrung" widergespiegelt: "Nicht das Gute ist obenauf und macht Schlagzeilen, sondern die Lust am Bösen; in einer Welt, in der es gilt, die Ellbogen einzusetzen, um möglichst schnell nach oben zu kommen; in einer Welt, in der mit Geld alles machbar scheint, und sei es noch so abwegig oder böse." In der "Krampus-Welle" halle ein "Tsunami der vielen Losigkeiten - bindungslos, arbeitslos, haltlos, maßlos, verantwortungslos, religionslos, gottlos, gesetzlos, schonungslos, lieblos -" wider.
Das Maß und die Stimme des Guten gingen ebenso verloren wie das Interesse an der Wahrheit, und dies "alles unter dem Etikett der Tradition - fröhlich, lachend, unterhaltsam". Die tatsächliche Not von Menschen, die sich hinter mancher Unterhaltung verberge, bleibe dabei oft unentdeckt. Noch bedenklicher hielt der Ordensmann, dass jährlich mehrere Krampusumzüge infolge der Verursachung durch wenige schwarze Schafe zu Gewaltexzessen ausarteten. Damit maskierte Krampusse nicht "krause Phantasien ausleben" und mitunter Personen verletzen, seien stärkere polizeiliche Überwachung angesagt, so Riederer.
Quelle: kathpress