Tirol: Bischof Glettler präzisiert Kritik an Missbrauchsstudie
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat einmal mehr festgehalten, dass es in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche, am vorrangigen Blick auf die Opfer und umfassenden Präventionsbemühungen nichts zu rütteln gibt. In der ORF-Sendung "Tirol heute" am Dienstagabend präzisierte Glettler in diesem Zusammenhang auch seine jüngste Kritik an der Tiroler Missbrauchsstudie und erklärte, dass er diese nicht als mangelhaft empfinde, allerdings als "erweiterungsbedürftig". Es tue ihm leid, dass er mit Aussagen zur Studie eine Irritation ausgelöst habe, grundsätzlich sei er froh, dass diese Studie gemacht worden sei. Was in der Vergangenheit in den kirchlichen Heimen passiert ist, sei eine Schande, "jedes Opfer ist eines zu viel und ich bitte diese nochmals um Vergebung, so der Bischof wörtlich.
Er sehe auch in der Studie "die große Arbeit und vor allem wendet sie den Blick auf die Opfer hin. Das möchte ich positiv bewerten und wertschätzen." Dass er vor zwei Jahren beim Erscheinen der Studie keine Kritik daran geäußert habe, sondern dies erst jetzt getan habe, habe eine lange Geschichte, betonte Glettler. "Ich habe sehr oft gesagt, ich möchte eine breitere Befragung. Es gilt gerade für Thurnfeld. Kurz nach dem Abschluss sind neue Dokumente aufgetaucht, ich hätte gerne eine bessere Kontextualisierung gehabt, was der pädagogische Standard damals war." Und diese Aspekte erschienen ihm als ergänzungsbedürftig. Da sich immer noch Personen melden würden, sei möglicherweise ein weiterer Schritt nötig, mit breiterer Beteiligung und einer weiteren Kontextualisierung, so der Bischof.
Und Glettler bekräftigte wörtlich: "Der erste Blick gilt den Opfern, Anerkennung dessen, was sie erlebt haben, und dann eine gute Präventionsarbeit. Und da sind wir auch dran. Auch mit Schutzkonzepten, die für Pfarrer und Seelsorgeräume ausgearbeitet werden. Und ich als Bischof stehe da 100 Prozent dahinter."
Die in die Schlagzeilen gekommene Studie zu Missbräuchen wurde von der Diözese und dem Land Tirol in Auftrag gegeben und erschien vor zwei Jahren. Auf den 400 Seiten der Studie werden Erniedrigung, Gewalt und Missbrauch in diesem System beschrieben. Bischof Hermann Glettler zeigte sich schon damals entsetzt und sprach von "pädagogischem Totalversagen". Jetzt erscheint diese Studie als Buch. In einem Vorwort hatte Glettler die Arbeit des Forscherteams gewürdigt, sich zugleich aber auch kritisch zu einigen Teilaspekten der Studie geäußert.
Quelle: kathpress