Hilfsorganisationen machen auf Bedeutung des Ehrenamts aufmerksam
Weltweit und auch in Österreich sind Hilfswerke darauf angewiesen, dass viele Menschen ihre Überzeugungen in die Tat umsetzen und sich freiwillig in den Dienst anderer stellen. Zahlreiche kirchliche Organisationen haben dieses Engagement im Vorfeld des internationalen Tags des Ehrenamtes, der am 5. Dezember gefeiert wird, gewürdigt und zur Freiwilligenarbeit ermuntert.
"Keine unserer Einrichtungen könnten wir auch nur eine Woche lang ohne unsere freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreiben", betonte etwa Nicola Baloch, Geschäftsführerin der VinziWerke, die sich österreichweit für armutsbetroffene Menschen einsetzen. Neben finanziellen Spenden ist das Hilfswerk auf Freiwillige angewiesen, die ihre Zeit schenken. Im Jahr 2024 haben 800 Menschen gemeinsam 100.000 Stunden in den Dienst der guten Sache gestellt, informierte die Vinzenzgemeinschaft in einer Aussendung.
Ehrenamt im Wandel
"Oft ist die Hemmschwelle gegenüber freiwilligen Helferinnen und Helfern niedriger, wodurch es Gästen leichter fällt, sich ihnen gegenüber zu öffnen und ihre Sorgen mit ihnen zu teilen", hob Baloch die Leistung von Ehrenamtlichen hervor. Gleichzeitig wies sie auf neue Herausforderungen in der Freiwilligenarbeit hin. Die Zahl der Stunden, die Helferinnen und Helfer investieren können, sinke, da die Anforderungen im persönlichen Umfeld komplexer geworden seien. Viele hätten Betreuungspflichten gegenüber Enkelkindern oder seien selbst von den anhaltenden Krisen betroffen. Die VinziWerke suchen daher Interessierte, die "Offenheit, Empathie und ein bisschen Zeit mitbringen". (Info: https://www.vinzi.at/ueber-uns/)
Das österreichische Hilfswerk Jugend Eine Welt informierte in einer Aussendung über die Möglichkeit, im Rahmen des "Senior Experts Austria"-Programms Freiwilligenarbeit zu leisten. Gleichzeitig bedankte es sich bei 60 Freiwilligen, die bereits Einsätze in Südamerika, Afrika, Asien oder Osteuropa geleistet haben. Das Entsendeprogramm sei eine "Plattform für Menschen ab 35 Jahren, die ihre Fachkompetenz in Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Handwerk oder Verwaltung in sozialen Projekten im Globalen Süden weitergeben und benachteiligten jungen Menschen Chancen auf ein besseres Leben ermöglichen", erklärte Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Meist seien es Pensionistinnen und Pensionisten, die im Ruhestand ihre langjährige Expertise sinnstiftend weitergeben wollten, hieß es seitens des Hilfswerks. Der Schwerpunkt liege auf dem Engagement in Sozial- und Bildungseinrichtungen sowie im zivilgesellschaftlichen Bereich. Die unentgeltlichen Einsätze dauern mehrere Monate bis zu einem Jahr. Dabei werde darauf geachtet, den Menschen vor Ort auf Augenhöhe zu begegnen. "Zeitgemäße Freiwilligeneinsätze sind keine 'Nord-Süd-Bevormundungen', sondern ein gemeinsames Engagieren zur Lösung von organisatorischen, pädagogischen und wirtschaftlichen Herausforderungen", so Heiserer. (Info: https://www.jugendeinewelt.at/engagement/freiwilligeneinsaetze-im-ausland/senior-experts-austria/)
Auch die Caritas Steiermark rief anlässlich des Tags des Ehrenamtes zu freiwilligem Engagement auf. "Ob bei der Lernbetreuung, in der Essensausgabe oder beim Besuchsdienst" - die Möglichkeiten, freiwillig zu helfen, seien vielfältig, hieß es in einer Aussendung. Zudem bestehe die Möglichkeit, Menschen mit Migrationshintergrund beim Ankommen in Österreich zu begleiten. Das Projekt "Malala" etwa vermittelt Patenschaften zwischen Frauen ab 16 Jahren mit und ohne Migrations- oder Fluchterfahrung. Ziel sei es, "Sprachbarrieren, fehlende soziale Kontakte und das fehlende Wissen über die Rechte bzw. das System in Österreich" gemeinsam zu überwinden und Frauen in ihrer Selbstbestimmung zu stärken, informiert die Webseite. (Info: https://www.caritas-steiermark.at/)
Mehr als 10.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich. "Ohne die Unterstützung dieser freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten wir viele unserer Lehrgänge, Kurse und Seminare gar nicht in der derzeitigen, hohen Qualität umsetzen", erklärte Forum-Bundesgeschäftsführer Bernd Wachter. Gemeinsam mit 600 hauptamtlichen Mitarbeitenden wurden im Vorjahr in knapp 26.000 Veranstaltungen 475.000 Teilnehmende erreicht, wie die Organisation in einer Aussendung informierte. Die Angebote sollen Interessierte zur "offenen und dialogischen Auseinandersetzung mit brisanten Themen der heutigen Zeit" anregen, so das erklärte Bildungsziel. (Info: https://www.forumkeb.at/)
Laut einer heuer veröffentlichten Studie der Statistik Austria wurden 2021 in Österreich 840 Millionen Arbeitsstunden im gemeinnützigen Sektor geleistet, davon 470 Millionen ehrenamtlich. Rund 3,8 Millionen Menschen engagierten sich freiwillig, und gemeinnützige Organisationen trugen 22 Milliarden Euro zur Wertschöpfung bei.
Quelle: kathpress