NGOs fordern von Politik Maßnahmen für soziale Klimapolitik
Eine Allianz aus Umwelt-, Sozial- und Hilfsorganisationen hat am Mittwoch einen umfassenden Aktionsplan für eine klimagerechte und sozial-faire Politik in Österreich präsentiert. Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie, Volkshilfe, GLOBAL 2000, WWF, Südwind und das Hilfswerk forderten die nächste Bundesregierung auf, konkrete Maßnahmen gegen Energiearmut und für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit umzusetzen. "Die Klimakrise ist eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit. Es ist unsere Aufgabe, Verantwortung für kommende Generationen zu übernehmen", betonte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr bei einer Pressekonferenz in Wien. Nötig sei auch die Fortführung des Wohnschirms Energie und der Strompreisbremse sowie ein Ende von umweltschädlichen Subventionen.
Parr verwies auf alarmierende Zahlen zur Energiearmut: Laut Statistik Austria können 355.000 Menschen in Österreich ihre Wohnung nicht angemessen heizen, 400.000 Haushalte haben Probleme, ihre Energierechnungen zu bezahlen. Besonders betroffen seien finanziell benachteiligte Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, aber überproportional unter dessen Auswirkungen leiden.
Als Lösung wurden etwa einkommensabhängige Unterstützungssysteme sowie eine Fortführung des Energieschirms und der Strompreisbremse, die Ende 2024 auslaufen, präsentiert. "Ohne klar definierte Maßnahmen für einkommens- und energiearme Haushalte drohen diese Menschen ab 2025, ohne Hilfe dazustehen", warnte Parr.
Energiearmut sei ein multidimensionales Phänomen, erklärte die Caritas-Generalsekretärin weiter: Ein niedriges Einkommen, energieineffizientes Wohnen und hoher Energieverbrauch durch alte Geräte führten zu hohen Kosten, die Betroffene selbst nicht mehr stemmen könnten. "Es braucht zielgerichtete Förderungen für Menschen, die die Anpassung an die Klimakrise selbst nicht schaffen", so Parr. Sie schlug ein bundesweites Gesetz zur Energiegerechtigkeit sowie zielgerichtete Förderprogramme für Haushalte vor, die sich notwendige Anpassungen wie Gebäudesanierungen oder den Austausch ineffizienter Haushaltsgeräte nicht leisten können.
Wohnraum und soziale Gerechtigkeit
Judith Ranftler von der Volkshilfe hob hervor, dass viele armutsbetroffene Familien unter steigenden Mietkosten und unzureichendem Wohnraum leiden. Enge, schlecht isolierte Wohnungen verschärfen die Belastungen durch Hitze oder Kälte. Besonders betroffen seien Kinder und Jugendliche, die unter schlechter Schlafqualität und fehlenden Rückzugsorten litten. Die Allianz forderte daher ein leistbares und ökologisch gerechtes Wohnbauprogramm sowie Investitionen in "klimafitte" Kindergärten und Schulen.
"Mehr als 80 Prozent der Armutsbetroffenen erleben die Klimakrise bereits jetzt, ohne substanzielle Änderungen bewirken zu können", so Ranftler. Nötig seien daher auch beschattete Spielplätze, Schwimmbäder und Wasserstellen, um die Lebensqualität der betroffenen Kinder und Jugendlichen zu verbessern.
Bildung und Vorsorge als Schlüssel
Die Klimakrise treffe besonders vulnerable Gruppen wie Kleinkinder, ältere Menschen und chronisch Kranke besonders hart, wies Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser hin. Sie forderte Investitionen in Hitzeschutzmaßnahmen, darunter energetische Gebäudesanierungen und die Umsetzung eines nationalen Hitzeschutzplans. "Es braucht autofreie Zonen, Entsiegelung von Flächen und einen Hitzeschutzfonds, um nachhaltige Anpassungen zu ermöglichen", so Moser. "Hitzeschutz ist für alle Generationen wichtig."
Auch Konrad Rehling, Geschäftsführer von Südwind, betonte die Bedeutung von Bildung und Entwicklungsmaßnahmen, um die Bevölkerung besser auf die Klimakrise vorzubereiten. Michael Opriesnig, Generalsekretär des Roten Kreuzes, rief zur Stärkung von Frühwarnsystemen und zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Einsatzorganisationen auf. "Informationen und Einsatzpläne retten Leben", sagte Opriesnig in Richtung von Land und Bund. Speziell Naturkatastrophen wie jene im heurigen Sommer zeigten, wie wichtig die Expertise der Einsatzorganisationen zum Schutz der Bevölkerung ist. "Die Klimakatastrophen bedroht nicht nur die Erde, sondern auch Menschen."
Naturschutz als Klimaschutz
Volker Hollenstein vom WWF machte deutlich, dass präventiver Naturschutz ein zentraler Bestandteil des Klimaschutzes sei und forderte mehr Mittel für die Renaturierung von Flüssen, den Biodiversitätsschutz und Programme gegen Bodenversiegelung. "Natürliche Schutzmaßnahmen zahlen sich langfristig aus und stärken sowohl das Klima als auch die soziale Sicherheit", so Hollenstein. Zudem müsse der Abbau umweltschädlicher Subventionen konsequent vorangetrieben werden.
50 Vorschläge für eine klimagerechte Zukunft
Die Allianz hat insgesamt mehr als 50 Vorschläge ausgearbeitet, wie soziale Sicherheit und Klimaziele miteinander vereinbar sind, und diese bereits der Politik präsentiert. "Österreich hat sich auf globaler und lokaler Ebene zu ambitionierten Klimazielen verpflichtet. Es liegt in der Hand der kommenden Bundesregierung, diese zu erreichen und dabei niemanden zurückzulassen", lautete der Appell der teilnehmenden Organisationen.
Quelle: kathpress