Expertin: Plädoyer für religiöse Feste im Kindergarten
Die alljährliche Debatte über religiöse Feste im Kindergarten - etwa das Martinsfest oder den Besuch des Heiligen Nikolaus - sorgt auch in diesem Jahr für Diskussionen. Die Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien, die in Wien 90 Kindergärten und Horte betreibt, plädiert für die Integration religiöser Feste in den pädagogischen Alltag. Feste und Rituale würden dem Leben Struktur und Halt geben, erklärt Susanne Haas, pädagogische Leiterin der Stiftung, in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "ehe + familien" des Katholischen Familienverbands Österreich (KFÖ; 04/2024). Im Gegensatz dazu setzen "Die Kinderfreunde" - mit mehr als 200 Kindergärten in ganz Österreich - in der "Pro-Contra"-Debatte der KFÖ-Zeitschrift auf einen Kindergarten als "neutralen Bildungsraum".
Das Feiern von Festen wie Sankt Martin oder Nikolaus biete Kindern eine Möglichkeit, Zugehörigkeit zu erfahren und Vielfalt positiv wahrzunehmen, erläuterte Haas von der Nikolausstiftung. Entscheidend sei jedoch eine inklusive und kindgerechte Gestaltung, die kulturelle Unterschiede wertschätzt und Gemeinsamkeiten aufzeigt. "So lernen sie (Kinder) früh, Vielfalt zu schätzen, und erleben ein Miteinander, das Neugierde und Offenheit für andere Kulturen und Religionen fördert. So erfahren sie, dass ein friedliches und wertschätzendes Zusammenleben möglich ist."
Auch die SPÖ-nahen Kinderfreunde verstehen Kindergärten als einen "Ort der Offenheit und Vielfalt", an dem alle Kinder die gleichen Chancen erhalten, heißt es vonseiten der Organisation. Religiöse Bildung jedoch könne die Vielfalt einschränken, indem sie Kinder in Kategorien einteile und ihnen frühzeitig eine konfessionell bestimmte Weltsicht vermittle. Stattdessen setzen die Kinderfreunde auf eine ethische, weltanschauungsneutrale Erziehung, die universelle Werte wie Gerechtigkeit und Respekt fördert.
Einigkeit besteht in der "Pro-Contra"-Debatte in der Überzeugung, dass der Kindergarten ein Raum sein muss, in dem Toleranz und ein friedliches Miteinander gelebt werden. Während die Nikolausstiftung den Bildungswert religiöser Rituale betont, sehen die Kinderfreunde in einer neutralen Werteerziehung den besseren Weg, um den gesellschaftlichen Herausforderungen einer pluralistischen Welt zu begegnen. Als Ziel formulieren jedoch beide, Kinder zu toleranten und offenen Menschen zu erziehen.
Quelle: kathpress