Patriarch Sako ruft assyrische Schwesterkirchen zur Einheit auf
"Wir sitzen alle im selben Boot." Mit diesen Worten hat der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Sako an die assyrischen Schwesterkirchen appelliert, gemeinsam Schritte zur Kircheneinheit zu setzen, wie der "Pro Oriente"-Informationsdienst am Freitag berichtete. Die Kircheneinheit sei der einzige Weg, um die aktuellen und künftigen Herausforderungen für die Christen im Nahen Osten zu bewältigen. Sako äußerte sich in einer auf der Website des chaldäischen Patriarchats veröffentlichten Erklärung und sprach damit die Assyrische Kirche des Ostens, die Alte Kirche des Ostens, die Assyrische Evangelische Kirche und seine eigene Chaldäisch-katholische Kirche an.
Für den Kardinal ist die Kirchenspaltung "gegen den Willen Christi". Zumindest die Chaldäische, Assyrische und Alte Kirche des Ostens hätten auch "eine gemeinsame Geschichte, eine gemeinsame Tradition, ein gemeinsames reiches Erbe". Einheit sei "keine Rückkehr zu dem, was wir waren, sondern eine Konzentration auf das, was wir sein sollten", rief der Patriarch dazu auf, geeint in die Zukunft zu gehen.
Sako würdigte in seinen Ausführungen auch die katholisch-assyrische "Gemeinsame Erklärung zur Christologie", die vor 30 Jahren von Papst Johannes Paul II. und dem damaligen assyrischen Patriarchen Mar Dinkha IV. unterzeichnet wurde. Bei einem Festakt vor wenigen Tagen im Wiener Erzbischöflichen Palais wurde auf Einladung von "Pro Oriente" in Anwesenheit von Patriarch Mar Awa III., des Nachfolgers von Mar Dinkha, dieses Ereignisses und seiner positiven ökumenischen Folgen gedacht.
Die Assyrische Kirche des Ostens geht auf die Kirche im alten Perserreich in Mesopotamien zurück. Heute zählt die eigenständige Kirche weltweit rund 400.000 Gläubige, von denen ein Teil in den Ländern des Nahen Ostens lebt (v.a. Iran, Irak, Syrien, Libanon), ein beträchtlicher Teil aber auch außerhalb dieser Region, v.a. in Europa, Nordamerika, Australien und Indien. Der Patriarch hat seinen Sitz im nordirakischen Erbil.
Ab dem 16. Jahrhundert gab es immer wieder Teile der Hierarchie der Assyrischen Kirche des Ostens, die Unionen mit Rom eingingen, Anfang des 19. Jahrhunderts etablierte sich daraus schließlich endgültig die Chaldäisch-katholische Kirche. Diese zählt weltweit rund 650.000 Gläubige. Der Patriarch hat seinen Sitz in Bagdad. Die Gläubigen sind im gesamten Nahen Osten, ebenso aber auch in anderen Weltregionen, v.a. Westeuropa, den USA und Australien zu finden.
Die Alte Kirche des Ostens ist erst in den 1960er Jahren nach einer Kalenderreform in der Assyrischen Kirche des Ostens aus dieser hervorgegangen. Sie zählt weltweit zwischen 70.000 und 100.000 Gläubige. Ihr Zentrum hat sie im Irak, es gibt aber auch Gemeinden in anderen Ländern und Regionen, v.a. in Nordamerika, Europa und Australien.
Die Assyrische Evangelische Kirche ist eine presbyterianische Kirche, die 1870 den Status der kirchlichen Unabhängigkeit von der presbyterianischen Mission im Iran erlangte. Die meisten Kirchenmitglieder waren vor ihrer "Bekehrung" zum Protestantismus zunächst Mitglieder der Assyrischen Kirche des Ostens oder der Chaldäisch-katholischen Kirche. Es gibt mehrere assyrische evangelische Kirchen im Irak und im Iran, aber auch in den USA, Kanada und Australien. Über die Zahl der Kirchenmitglieder liegen keine verlässlichen Daten vor.
Quelle: kathpress