VinziWerke: Größte Notschlafstelle der Steiermark wird kernsaniert
Das "VinziNest", die größte Notschlafstelle der Steiermark, wird saniert: Die VinziWerke investieren rund 1,9 Millionen Euro in die Modernisierung der Einrichtung, die bis 2026 abgeschlossen sein soll. Mit 120 Schlafplätzen bietet das "VinziNest" in Graz seit über 30 Jahren Schutz für armutsbetroffene Menschen. Unterstützt wird das Projekt durch Förderungen von Land Steiermark, Stadt Graz und der Diözese Graz-Seckau. Für den Eigenfinanzierungsanteil von 400.000 Euro bittet die Organisation um Spenden und Sponsorings. Nach Abschluss der Maßnahmen soll die Notschlafstelle insgesamt 94 Betten bieten, ergänzt durch Notbetten für Spitzenzeiten.
Die ehemalige Strickerei ist laut VinziWerke-Österreich-Geschäftsführerin Nicola Baloch stark sanierungsbedürftig. "Der Zustand des Gebäudes ist leider schon sehr desolat. Das Bauvolumen überschreitet unsere Mittel als spendenbasierte Organisation allerdings um ein Vielfaches", so Baloch im Rahmen einer Pressekonferenz in Graz am Donnerstag.
Die Sanierung der 1992 durch den VinziWerke-Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher, gegründeten Notschlafstelle umfasst bauliche Modernisierungen, darunter eine neue Photovoltaikanlage, bessere Lüftungsanlagen und eine isolierte Dachsanierung. Zudem werden mehr Privatsphäre und Komfort für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen. Bis zum Abschluss der Arbeiten werde ein temporäres Quartier den Betrieb sicherstellen, hieß es.
"Wir möchten den Menschen nicht nur eine sichere Unterkunft bieten, sondern auch eine würdevolle Umgebung, in der sie zur Ruhe kommen können", erklärte Stephan Steinwidder, Leiter des "VinziNest".
Spendenkampagne
Die Finanzierung der Sanierung mit Kosten von etwa 1,9 Millionen Euro wird mit 600.000 Euro vom Land Steiermark, 400.000 Euro von der Stadt Graz und 500.000 Euro vonseiten der Diözese Graz-Seckau übernommen. "Für uns ist es selbstverständlich, die Sanierung des 'VinziNest' als eine von vielen caritativen Initiativen unserer Kirche zu unterstützen. Das entspricht dem Auftrag Jesu: Was ihr den Geringesten getan habt, das habt ihr mir getan", erklärte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl die finanzielle Beteiligung.
Den offenen Betrag von 400.000 Euro finanzieren die VinziWerke durch Spenden und Sponsorings. Hauptsponsorin ist die Holding Graz, die das Projekt mit 90.000 Euro unterstützt. Eine begleitende Fundraising-Kampagne wird von der Agentur "wolke blau" kostenlos betreut.
Unterstützung für Armutsbetroffene
Das "VinziNest" bietet nicht nur Schlafplätze, sondern auch Unterstützung bei der Arbeitsintegration und Beratung für Menschen in schwierigen Lebenslagen. In der Notschlafstelle erhalten Betroffene nicht nur eine Unterkunft oder eine warme Mahlzeit, "sondern auch Verständnis und Hilfe", so "VinziNest"- und "VinziSchutz"-Leiter Steinwidder. Da sich viele Bewohner wünschen, arbeiten zu können, habe man mittlerweile auch einen Schwerpunkt auf die Arbeitsintegration gesetzt. "Manchmal gelingt es uns, Bewohner:innen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ihnen damit eine aussichtsreiche, bessere Zukunft zu sichern. Beide Formen der Hilfe sehen wir als unsere Aufgabe an", meinte Steinwidder.
Die von Pfarrer Pucher gegründeten VinziWerke unterstützen seit den 1990er-Jahren Menschen, "die aus der Bahn geraten sind und deshalb in Armut leben", wie er selbst in mehreren Interviews erklärte. Zielgruppe waren und sind u.a. Drogen- und Alkoholabhängige, Obdachlose, Haftentlassene, Bettler. In den mittlerweile 40 Institutionen der VinziWerke in der Steiermark, Wien und Salzburg finden täglich bis zu 450 Personen Unterkunft und 1.400 Personen werden mit Essen und Lebensmitteln versorgt. Im VinziDorf finden etwa ehemals obdachlose und alkoholkranke Personen eine Unterkunft. Abgedeckt werden alle primären Bedürfnisse wie Kleidung, Hygieneartikel und eine warme Mahlzeit am Tag.
Der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene, 1963 zum Priester geweihte Pucher engagierte sich ab 1973 als Pfarrer in Graz St. Vinzenz für bedürftige Menschen. Der Gründer der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg erhielt u.a. den Ehrentitel "Grazer Armenpfarrer".
(Info: www.vinziwerke.at)
Quelle: kathpress