Familienverband Wien: Sprachförderung wurde verschlafen
In der aktuellen Debatte um die Deutschförderung von Kindern meldet sich nun auch der Katholische Familienverband Wien zu Wort. "Die aktuellen Zahlen sind schockierend und zeigen, dass hier von Seiten der öffentlichen Hand viel verschlafen wurde", kritisierte Roland Löffler, Bildungssprecher des Familienverbandes, am Dienstag in einer Aussendung. Er forderte verpflichtende Sprachstandserhebungen, mehr Mittel für Sprachförderung in Kindergärten sowie Unterstützung für Brennpunktschulen. Anlass der Kritik sind Berichte, wonach knapp die Hälfte der in Wien eingeschulten Kinder unzureichende Deutschkenntnisse aufweist.
"Eine ausreichende Beherrschung der Unterrichtssprache Deutsch ist eine unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg in das Schul- und in weiterer Folge in das Berufsleben und steigert so die Chancengleichheit", so Löffler wörtlich. Er plädierte für verpflichtende Sprachstandserhebungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes sowie im vorletzten Kindergartenjahr. "Jedes Kind, unabhängig davon, ob es einen Kindergarten besucht, muss bei Bedarf eine verpflichtende Sprachförderung erhalten", so Löffler. Darüber hinaus sollten die Ergebnisse der Sprachstandserhebungen standortbezogen statistisch erfasst werden, um gezielte Maßnahmen zu ermöglichen.
Schulen und Kindergärten bräuchten zusätzliches, speziell geschultes Personal, um die Sprachförderung zu intensivieren. "Lehrkräfte und PädagogInnen können und sollen nicht alles abdecken. Bildungseinrichtungen benötigen ein Netzwerk aus SpezialistInnen, das Kinder individuell fördert", erklärte Löffler.
Die Schulwahl sieht der Familienverband als entscheidenden Faktor für Chancengleichheit. Löffler forderte, dass Kinder mit besonderem Förderbedarf bei der Platzvergabe für verschränkte Ganztagesschulen bevorzugt werden. Bereits im Kindergarten könnten Eltern im Rahmen von Gesprächen entsprechende Empfehlungen erhalten, so Löffler.
Eine klare Absage erteilte der Bildungssprecher Sprachverboten an Schulen. "Sprachen zu verbieten grenzt aus und vermittelt den Kindern die Botschaft: 'Du und deine Sprache sind unerwünscht.' Das kann und darf nicht unser Ziel sein", betonte Löffler. Stattdessen müsse an einer besseren sozialen Durchmischung an Schulstandorten und in Klassen gearbeitet werden.
(Info: www.familie.at/wien/deutschfoerderung)
Quelle: kathpress