Loley-Gedenken: Turnovszky würdigt "Virtuosität der Nächstenliebe"
Im Gedenken an den 100. Geburtstag von Maria Loley, einer Schlüsselfigur der österreichischen Flüchtlingshilfe und Opfer eines Briefbombenanschlags, hat der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky am Freitag in einer Predigt ihre außergewöhnliche Persönlichkeit gewürdigt. Die als "Grande Dame" der Flüchtlingshilfe bekannte Loley habe eine "Virtuosität der Nächstenliebe" gelebt und dabei Glaube, Empathie und Tatkraft vereint, so Turnovszky in der Messe in der Wallfahrtskirche Maria Bründl im niederösterreichischen Poysdorf. Zuvor hatte auch Kardinal Christoph Schönborn in seiner Freitagskolumne die 2016 verstorbene Gründerin der "Bewegung Mitmensch - Flüchtlingshilfe Poysdorf" gewürdigt, die den Einsatz für Menschen auf der Flucht zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hatte.
Maria Loley habe gezeigt, wie ein Leben im Einklang von Gottes- und Nächstenliebe aussehen könne, betonte Turnovszky. Sie habe den von Jesus aufgezeigten Maßstab der Nächstenliebe gelebt: "Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen", zitierte Turnovszky aus dem Matthäus-Evangelium.
Loley habe die Gabe besessen, das Leid anderer zu spüren und an sich heranzulassen. Doch sei sie nicht beim Mitgefühl stehen geblieben, sondern habe sich für konkrete Veränderungen eingesetzt, erinnerte der Wiener Weihbischof an die vielen Initiativen der Poysdorferin.
Besondere Bedeutung maß der Weihbischof auch den schwierigen Lebensphasen von Loley zu, die er als "Wüstenzeiten" bezeichnete: Loley habe "die Dunkelheiten des Lebens" gekannt, etwa Schmerz, Ablehnung oder Missverständnisse. Ihre tiefe Verbundenheit mit Christus habe sie befähigt, ihre Berufung in der Flüchtlingshilfe trotz körperlicher Schwächen mit bemerkenswerter Entschlossenheit zu leben.
Der Wiener Weihbischof schloss seine Predigt mit einem Dank an Gott für das Leben und Wirken von Maria Loley. Sie bleibe ein lebendiges Beispiel dafür, wie die Botschaft Jesu Christi durch gelebte Liebe und Hingabe Gestalt annehmen könne.
Die als "Grande Dame" der Flüchtlingshilfe bekannte Maria Loley hinterließ vor allem im Weinviertel nachhaltige Spuren ihres Wirkens. Die gebürtige Niederösterreicherin engagierte sich seit 1945 in der Flüchtlingshilfe und widmete sich bis zuletzt der Unterstützung schutzsuchender Menschen. 1994 erhielt sie den damals erstmals vergebenen Preis des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Ein Jahr später wurde sie Opfer eines Briefbombenanschlags von Franz Fuchs, den sie schwer verletzt überlebte.
Ihre Initiativen zur Integration von Geflüchteten, von der Polen- und Bosnienkrise bis zu aktuellen Hilfen für Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern, prägen die Region bis heute. Der Freundeskreis Loley in Poysdorf sowie der Verein "Bewegung Mitmensch Weinviertel" setzen ihr Engagement fort.
Quelle: Kathpress